Von der Sehn-Sucht und dem Lebenshunger
Quelle: Maria Sanchez, Envela Verlag Hamburg, BELTZ Bad Langensalza GmbH, März 2017; gofeminin.de schweiz, gofeminin.de GmbH Köln, Rubrik fit und gesund, 7 Arten von Hunger: So vermeidest du sinnloses Essen!, 24. 3.2018; Gefühle Grundlagenseminar 5, ICL; http://www.honigperlen.at/2017/04/das-innere-kind-wer-ist-das-bloss/, Melanie Pignitter, Dipl. Mentaltrainerin, Systemischer Coach, 1050 Wien, Heile dein inneres Kind!, 9. April 2017

1. Einleitung
Manchmal liegt der Grund darin das wir Diäten nicht durchziehen können und effektiv Gewicht verlieren nicht darin, dass wir zu wenig Disziplin haben. Wir wissen oft sehr genau was dick macht und trotzdem können wir es nicht lassen, aus Lust davon zu essen. Da hilft der Blick hinter die Frage «Warum esse ich eigentlich, wenn ich keinen körperlichen Hunger habe?» Dahinter verbirgt sich oft eine Suchtstruktur, wo sich ein emotionaler Grundhunger verbirgt. Eine andere Lebenslüge, die diesen Hunger meist begleitet ist folgende: erst wenn ich schlank bin, beginnt mein Leben. Was aber viel häufiger zu beobachte ist, dass Menschen, die beginnen zu leben, schlank werden. Es ist oft lukrativ aus diesem Konflikt «schlemmen und schlank sein» mit dem richtigen Marketing Profit zu schlagen. Etwas den Leuten verkaufen, was sie hören möchten. Nämlich mit geringem bis gar keinem Aufwand (deine Sucht kannst du sogar behalten) schön und schlank zu sein, von allen geliebt und bewundert zu werden – was im Grunde ziemlich menschenverachtend und klassisch kapitalistisch ist. «Ich zeige dir dein Problem, dein Makel und ich präsentiere dir gleich die Lösung dafür, mein Produkt, für wenige 9, 95 haben sie für sich gut investiert.»
Doch es lohnt sich, wenn du kein Geld sondern deine Mühe und Mut darin investierst deinem Grundhunger nach zu gehen und den Irrglauben von falschen Versprechungen loslässt. Emotionales Essen ist heilbar. Doch du wirst mit dir konfrontiert werden. Wohlfühlgewicht ist die äussere Entsprechung eines inneren Wohlgefühls ohne einen eisernen Lebenskampf.
Wir kennen das alle, das wir aus verschiedenen Hungerbedürfnisse essen. Der Hunger auf Chips am Abend vor dem TV hat mehr mit Lust zu tun, als der Hunger am Mittag auf etwas herzhaftes. Das ist ganz normal. Manchmal passiert es auch das wir nur ein wenig von etwas probieren wollen und dann gar nicht mehr aufhören können, bis es ganz weg ist, obwohl uns der Körper womöglich schon signalisiert hat, das es längst genug wäre. Auf der Internetseite einer Frauenzeitschrift findet man einen Artikel zu 7 Arten von Hunger, wobei man 6 von 7 auch als Appetit bezeichnen könnte:
Magenhunger: natürlicher Körperhunger, der sich nach 3-4 h nach der letzten Mahlzeit meldet
Ab hier würde ich eher von Appetit oder Lust sprechen:
Augenhunger: wenn etwas lecker aussieht, vergeht durch Ablenkung
Nasenhunger: wenn etwas lecker riecht, vergeht beim verschwinden des Duftes
Mundhunger: wenn man auf einen bestimmten Geschmack oder Konsistenz im Mund Lust hat und oft eintönig isst
Zellhunger: Lust auf bestimmte Lebensmittel, die Vitamine und Mineralstoffe enthalten, die dem Körper fehlen
(Geist)Mentalhunger: dem Mentalen oder geistlichen ist das alltägliche Nahrungsmittelangebot zu langweilig und verlangt Abwechslung
Herzhunger: durch emotionalen Stress, Liebeskummer, oder Langeweile, ect. Das Essen löst kurzzeitige Glückshormone aus, was wir mit eigentlichem Lebens-/Liebeshunger oder Lebens-/Liebesglück kompensieren
Hunger und Appetit gehen meist Hand in Hand. All diese Hungervarianten können wir haben und noch mehr (siehe Hunger wissenschaftlich beschrieben unter Verdauung). Der Mensch ist ein Lustfähiges und echt Hungerfähiges Wesen, in vielen Bereichen. Über diese Abhängigkeit müssen wir Verantwortung und Demut lehren. Wir können darüber nicht frei entscheiden, ob wir das wollen. Wenn wir nicht richtig Essen, sterben wir körperlich, doch seelisch und geistig können wir lebenslang hungrig bleiben und es nur mit körperlicher Lust kompensieren.
Generell passt sich unser Hunger, dem Energieverbrauch an, auf das können wir uns verlassen. Bewegen wir uns weniger, ist auch unser Hunger geringer. Bei sehr starken Belastungen, wie Sport, körperliche Arbeit oder Stress, kann der Appetit verschwinden, doch der Hunger in der Regel nicht.
Im Umgang mit Zell- und Mund- und Mentalhunger behilft man sich bereits indem man sich bewusst einen abwechslungsreichen, gesunden Menüplan gestaltet, der auch unsere Bedürfnisse nach Sinnesnahrung und Vitalstoffe deckt. Wobei Augen- und Nasenhunger natürlich ein bisschen berücksichtigt werden müssen, das Auge isst bekanntlich mit. Der Aufwand für gesundes Essen mit ein bisschen Geschmackserlebnis, sättigt meist langanhaltender, als so manches lieblose Schinken-Käse-Sandwich. Dem Magenhunger begegnet man mit min. drei sättigenden Mahlzeiten über den Tag verteilt, was sich für die meisten recht einfach einrichten lässt. Wenn sie nun der nächste Hunger überkommt, könnten sie sich nun fragen in welche Kategorie dieser nun fällt.
Die meisten Menschen die sich mit ihrem Gewicht herumschlagen, unabhängig vom effektiven Gewicht, begegnen diesen Hungervarianten oft professioneller als so manch Schlanker. Doch der Unterschied von einem normalen und einem emotionalen Esser ist nun, dass der normale Esser womöglich weniger unter Herzenshunger leidet, dem nachgibt und sich nachher damit quält, seinem Versagen Einhalt zu gebieten, sich zu bestrafen oder das Überschüssige schnellstmöglich wieder loszuwerden. Er befindet sich in einem Teufelskreis aus Verboten, Versagen und Schuldgefühlen, wo ein Normal-Esser sich gar keine Gedanken darüber macht. Dieser hat sich vielleicht sogar über den grandiosen Kuchen gefreut und sich höchstens geärgert, dass es ihn erst nächste Woche wieder gibt. Das er am Abend vielleicht gar nicht mehr so viel isst, weil er noch voll vom Nachmittags-Kuchen ist, fällt ihm womöglich nicht mal auf. Sein Gewicht pendelt sich ganz natürlich wieder ein über die nächste Zeit. Er müsste sich auch nicht unbedingt zum Sport quälen. Den natürlichen Bewegungsdrang kommt er automatisch nach, indem er vielleicht sogar einen ausgiebigen Spaziergang geniest, sich auf den Abendsport nach einem stressigen Tag freut oder es ihm einfach Spass mach mit seinen Freunden einem Ball nachzujagen (beim Fussball z. B.).
Das eine ist immer der Herzhunger dem wir angemessen begegnen müssen und das andere die Gewohnheit/Verhaltensmuster, an dem gearbeitet werden muss. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und liebt Rituale, Vertrautes, was sich bewährt hat. Auch wenn wir etwas sättigendes essen, können wir noch aus Gewohnheit eine weitere Schüssel oben drauf setzten. Uns muss auch klar sein, dass Veränderung mit Loslassen zusammenhängt. Und auch der Akzeptanz, dass nichts an dieses Gefühl herankommen wird, was mir mein Laster geben kann. Ich kann nur etwas anderes Neues finden, dass mich anders sättigen wird, aber nie auf diese Weise.
Versionen von Emotionalen Esser
Für Verbots-Esser könnte der Kuchen bereits ein Startschuss dafür zu sein, das es heute sowieso egal ist was ich esse, weil ich meinen Plan eh nicht mehr einhalten kann! (Binge-eating) Die Heisshungerattacke ist vorprogrammiert! Es ist nicht nur der Heisshunger nach entsagtem Essen, sondern auch nach einer Freiheit, nach Lebensgenuss und machen-was-ich-möchte. Sie essen dann in dem Moment (oder an diesem Tag) alles was sie sich sonst eisern verbieten. (Was sie aber eigentlich nie tun würden, wenn es diese Verbote gar nicht gäbe.)
Oder jene (Pegelesser) die zwar nie ganz entgleisen, sich aber nie eine normale Mahlzeit zusprechen und kontinuierlich über den Tag verteilt immer wieder essen und so ihren Bedarf sprengen. Sie erleben weder Hunger noch Sättigung. Durch die fehlenden Essenspausen, kann sich der Magen-Darm-Trakt erst im Schlaf richtig reinigen.
Andere (dünnen Dicken) können ihre Figur nur halten, weil sie sich mit aufwendiger Diät und Sport so eisern disziplinieren, dass sie nicht zunehmen und opfern damit einen beträchtlichen Betrag ihrer Lebenszeit. Denn Freude empfinden sie dabei eher selten, höchstens ein Gefühl von Schuldbehebung.
Hier sieht man einen weiteren wichtigen Punkt bei essgestörten Menschen, die nach medizinischen Richtlinien nicht von einer Störung betroffen wären. Dieser Wunsch nach Kontrolle des Essens, ohne Barmherzigkeit, bringt dieses unnatürlich verspanntes Verhältnis zum Essen. Ist es wirklich das Essen, das Kontrolliert werden will? Das Essen hat plötzlich einen unguten Wert in Verbote und Belohnung. Nun steht dabei nicht nur meine Essgewohnheit im Zentrum, sondern auch mein Alltag, meine Selbstachtung, meine Freizeit, meine Gedanken, mein Leben und mein Herz. Jedes problematische Essverhalten hat seinen individuellen Charakter, doch alle vereint dass ein tiefer liegendes Gefühl/Bedürfnis dahinter steht. Darum wird von emotionalem Essen von einem Verhalten, einem Symptom gesprochen, wo ein Auslöser, eine Ursache, ein eigentliches Problem dahinter liegt.
Bei praktisch allen Diäten richtet sich der Gesundheitsapell an den Verstand, an die Kopfebene. Esse das und du nimmst ab, tue das und du wirst sportlich, etc. Ganz logisch zu verstehen, doch irgendwie nicht so leicht umzusetzen. Es ist als würden wir uns selber sabotieren und hassen uns auch noch dafür. Wir haben ohne unsere Gefühle gedacht. Ein Essproblem lässt sich leider nicht nur über Reglementierung beheben. Wenn wir unserer Seele etwas wegnehmen, das ihr geholfen hat mit einem Lebens-Problem/Konflikt fertig zu werden, müssen wir ihr etwas bieten was ihr mindestens genauso hilft oder der Leidensdruck dieses kompensatorischen Verhaltens wird so hoch, dass es für sie nicht mehr erstrebenswert erscheint. Doch oft ist es für uns nicht ganz klar. Wenn wir kopfmässig bereits unter dem Teufelskreis leiden, könnte der Wert des emotionalen Essens für die Seele noch immer genügend hoch sein. Mit diätischer Kontrolle oder Vernunft bewirken wir hier gar nichts. Egal ob in Punkten, Kalorien oder Fetteinheiten gezählt wird, jeder Käfig suggeriert eine Art Sicherheit und Ordnung.
Essgestörte Menschen haben neben dem Wunsch diesen Kampf um das Gewichtsproblem loszuwerden ist wie ein Käfig. Die Seele sehnt sich nach Freiheit um wieder leben können. Die Einschränkung kostet Lebendigkeit, sich frei bewegen zu können, den Blick darauf zu haben, was einen wirklich bewegt. Es ist oft auch eine Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe. Die Selbstlüge: Nur wenn ich schlank bin, darf ich geliebt werden oder werde ich geliebt, beginnt das Leben, etc., kostet Selbstachtung und hält uns vom effektiven Leben fern. Da kommt auch die Frage: Wollen wir das überhaupt oder bin ich ganz froh, dass ich mich dem Leben/mir selbst eigentlich nicht stellen muss? Was wäre denn wenn ich wirklich mein Wunschgewicht hätte? Was würde sich wirklich für mein Leben ändern? Könne ich mein Gewicht überhaupt halten, wenn ich nicht mehr Kalorien oder Punkte zähle? Könnte ich mich überhaupt auf meinen Körper verlassen ohne zuzunehmen? Wer kontrolliert das dann? Müsste ich das ewig tun, ewig kämpfen?
Es ist wirklich schmerzlich, wenn man sich selbst nicht verstehen und vertrauen kann. Wenn etwas stärker ist, als der eigene Wille, fühlen wir uns ohnmächtig und fremdgeleitet. Wir können nicht vor dieser Gier fliehen, die sich in uns auftut, wir müssen uns ihr stellen und Verantwortung für uns selbst übernehmen! Selbst Menschen die durch harte Arbeit und Verzicht ihr Traumgewicht erarbeiten konnten, machen meist die Erfahrung, dass sich das ersehnte neue Leben nicht eingestellt hat, der Traumpartner doch nicht gezeigt, nicht die Anerkennung entgegenkommt, die man sich wirklich erhofft hat, das man selbstzufriedener wurde, etc., dass wonach wir uns eigentlich gieren. Die Liebe, das Leben, Anerkennung und die Achtung sich doch nicht am Ende zu finden, wo man es erhofft hatte.
Gefühle lassen sich nicht kontrollieren. Liebe und Achtung sind Dinge, wo wir wirklich auf ein Gegenüber angewiesen sind. Es ist falsch zu glauben, dass wir uns das selbst geben könnten, indem diese sich beim richtigen Gewicht einstellen würden und wir sie auf diese Weise kontrolliert/mit Sicherheit von anderen erhalten. Auch das wir es uns durch unser Spiegelbild selbst zurufen könnten, uns nur genügend selbst lieben könnten, ist Selbstbetrug. Wenn wir das nämlich wirklich tun könnten, werden wir nicht «gesunde Selbstegoisten», sondern echte Narzissten und das ist krankhaft. (Siehe Selbstliebe) Bei Selbstannahme, ist das anders. Wir können uns selbst den Respekt und Vergebung entgegen bringen, die wir brauchen um uns so anzunehmen wie wir sind. Für die Sehnsucht nach Bedeutung, Sicherheit und Lebendigkeit müssen wir erkennen wer wir wirklich sind, das ist nicht immer einfach. Wenn wir lernen wollen uns zu verstehen und anzunehmen, werden wir alte Glaubenssätze loslassen müssen und neue Denkweisen aufbauen. Das ist schwierig und anstrengend. Es ist ein arbeiten direkt an unsere Seele, an geprägten Festungen. Wir werden uns grundlegend verändern müssen, das passiert nicht von heute und morgen. Doch wenn wir lebenssatter werden, haben wir weniger Herzenshunger und müssen uns nicht mehr selbst sabotieren. Wir werden ganz natürlich weniger Herzhunger leiden und kontinuierlich (Über-)Gewicht verlieren, wenn wir anders mit Ernährung umgehen.
Dünne Dicke
In unserer Gesellschaft ist die gängige Meinung, dass nur übergewichtige Menschen ein Problem mit dem Essen hätten, was an ihrem Übergewicht auszumachen ist. Doch das ist falsch. Doch es gibt die Menschen, die genau so dick wären, es aber noch mit extremerer Disziplin, viel Sport, längeren Hungerperioden bzw. strikter Diät, oder Erbrechen (Bulimie) wieder loswerden, so dass sie trotzdem eine normale oder schlanke Figur haben. Ihrem Körper sind Fressattacken durchaus bekannt, ebenso wie tägliches Sündigen von Süssigkeiten und salzigen Snacks, in hohen Mengen. Es ist der bekannte Kampf mit der Gier. Sie sind nicht natürlich schlank, sondern unter eiserner Kontrolle dünne emotionale Esser. In vielen Suchtberatungsstellen, wo Essstörungen behandelt werden, werden dünne Dicke oft nicht ernst genommen und mit ihrer Schokoladensucht z. B. wieder weg geschickt. Doch der Teufelskreis des Kontrollverlusts und der Schuldgefühle ist ihnen genau so bekannt, wie den Übergewichtigen oder Magersüchtigen (wobei Anorexie nochmals ein anderes Thema ist). Doch der Preis, der Leidensdruck dick zu sein, ist bei ihnen so hoch, dass sie Gegenmassnahmen ergreifen müssen. Wo der übergewichtige Esser Kontrolle rein über die Nahrungsaufnahme erlebt, lässt die Seele dünner dicker ihnen keinen Spielraum, es dabei zu belassen. Die Gegenmassnahme gehört zum erweiterten Kontrollverhalten. Tun sie es irgendwann nicht mehr, weil sie nicht mehr können, leiden sie entsetzlich unter Unwohlsein. Sie sind dann mehr als verzweifelt! Sie merken, dass sie aus eigener Kraft nicht mehr Gegenkontrollieren können, obwohl die Seele glaubt es zu müssen.
Es ist gar nicht selten oder ungewöhnlich zu den dünnen Dicken zu gehören. Es ist gefühlt schon fast normales Denken, dass man seinen Körper kontrollieren muss. Es wird einem dann als Disziplin verkauft, doch natürliche Vorgänge haben nichts mit Disziplin zu tun! Ob du mehr oder weniger aufs Klo gehst, hat auch nichts mit Disziplin zu tun. Wenn du aber mit Dauereinläufen und Abführmittel versuchst diesen Vorgang zu kontrollieren, hat das nichts Gutes für deine Gesundheit. Wenn man aber überall hört, dass man Detox betreiben und Schlacken loswerden muss, dann glaubst du irgendwann, dass es halt normal ist, seinem Verdauungstrack nachzuhelfen. Obwohl wir unserem Körper vertrauen könnten, dass er zuverlässige Mechanismen hat Gifte loszuwerden, noch bevor wir jemals irgendwas von Schlacken und Detox gehört haben. Es gibt tatsächlich nicht mehr viele Menschen, die sich ganz natürlich auf ihr Bewegungsdrang, Hunger- und Sättigungsgefühl verlassen können und es auch befolgen, wo der Körper entscheidet. Bei dünnen Dicken entscheidet der Kopf.
Der Glaube, man könnte einem Essproblem mit Kontrolle begegnen, ist, als würde man dem Alkoholiker, die Trinksucht abgewöhnen wollen, indem man ihm beibringt jeden Tag nur ein Glas Wein trinken zu lassen. Der Alkoholiker ist dem Alkohol verfallen, weil er es liebt Alkohol zu trinken. So sehr dass er nicht damit aufhören will. Natürlich hasst er dessen Konsequenzen, doch die «Liebe» ist in dem Moment stärker. Dem emotionalen Esser ergeht es ähnlich. Nur, von Alkohol kann man abstinent leben, doch essen muss man. Das Wahnsinnige dabei ist zudem, das ein Alkoholiker lebenslang Alkoholiker bleibt, er ist nur von einem bestimmten Zeitpunkt an abstinent/trocken. Seine Seele hat gelernt süchtig zu sein. Man kann es ihr abgewöhnen, doch das wird sie nie mehr vergessen. Dem emotionalen Esser ergeht es gleich. Doch bei dieser Liebe zu Alkohol oder Essen geht es nicht mehr um Genuss. Wenn ein gesunder geniessender Mensch sich ein Glas Wein oder Stück Kuchen gönnt, dann will er das bewusst mit seinen Sinnen erleben. Doch der «Trinker» oder «Esser» lenkt sich dabei meist ab. Er ist dann nicht beim Glas Wein oder dem Stück Kuchen, sondern schaut TV, arbeitet, schlingt, säuft ohne wirklichen Genuss. Das ist keine Liebe mehr zum Getränk oder Essen, sondern zum emotionalen Effekt, den es auslöst. Doch genau das ist die Abhängigkeit, ich kann nicht mehr normal weiter tun, ohne. Liebe kann auch Loslassen und aufhören. Doch das Unersättliche, die Gier, die Abhängigkeit dabei, macht es zur Sucht.
Sehnsucht nach dem Schlank-Sein
Die grösste Lüge die die Schlank-Sein verspricht ist, durch eine äusserliche Massnahme etwas innerliches zu erreichen. Der Zusammenhang zwischen seelischen Bedürfnissen und dem Schlankheitswunsch wird besonders deutlich, wenn man Menschen fragt, was sie sich denn von Schlankheit erhoffen. Es ist die Frage: Wozu will ich schlank werden?
Oft ist es gar nicht Schlankheit selbst, was wir haben wollen, sondern der Wunsch mehr Facetten unserer Persönlichkeit ausleben zu können. Man glaubt, erst mit einer entsprechenden Figur das Recht zu haben, auf etwas bestimmtes z. B. Anerkennung, Lebendigkeit, Freude, Leichtigkeit, ein Partner, sich schön zu fühlen, etc. Oder man kann erst mit diesem Gewicht jemand sein, der man eigentlich gerne wäre. Es ist der berühmte Satz: «Wenn ich mal schlank bin, dann…». In Sehnsucht steckt das Wort Sucht. Der Schlankheitswusch steht im Grunde stellvertretend dafür, dass wir einem Persönlichkeitsanteil nicht genügend Raum oder Geltung schenken, nach dem die Seele sich sehnt. Stattdessen projizieren wir diese in eine Sucht, die stellvertretend fungiert. Wir verbieten ihn unserer Seele mit der Bedingung des richtigen Körpers!
Wenn dem wirklich so ist, sind wir sehr grausam zu uns. Doch es könnte auch dahinter ein Gewinn stecken, wenn ich eigentlich Angst davor habe, der tolle Mensch zu sein, der ich sein könnte. So seltsam es klingt, ist das Dicksein in diesem Fall ein Schutz. Z. B. davor, die selbstbewusste Person zu sein, die ich eigentlich wäre, die aber Ecken und Kanten hat und auch mal jemandem nicht gefällt, weil sie sagt, was sie denkt. Das könnte so schwierig für meine Seele sein, dass die Illusion und eigentliche Ausrede, wenn ich ja schlank wäre, könnte ich ja selbstbewusst sein, gar nicht aufgeben möchte. Auch das ist eine ziemliche Selbstgeisselung.
In beiden Fällen ist nicht das Gewicht Ursache, sondern Folge. Wir müssen uns vom Irrglauben verabschieden, dass wir innerlich eine andere Person wären, wenn wir es äusserlich sind. Emotionales Essen überdeckt immer eine Sehnsucht. Die Seele hungert nach etwas, was für sie lebenswichtig ist. Es ist schlich bequemer Selbstbetrug und bewahrt mich davor mutig Selbstverantwortung für die Bedürfnisse meiner Seele zu übernehmen!
Der persönliche Leidensweg bei Sucht
Sehr oft haben Suchtkranke Menschen Schlimmes in ihrem Leben erlebt, es muss aber nicht zwingend sein. Aber die Erfahrung, wo sie von anderen Menschen anhängig oder völlig ausgeliefert waren, kennen alle. Sie erleben oder erlebten etwas was sie nicht kontrollieren können, meist in der Kindheit. Eine Essstörung z. B. kann da das Gefühl von Kontrolle zurückgeben, auch wenn es die Situation oberflächlich nicht besser, sondern sogar schlechter macht. Doch seelisch gibt es einen Halt, das Gefühl von Kontrolle, das auch nach überstandener Schwierigkeit, nicht mehr losgelassen wird.
Mit der Zeit entwickelt man dabei gute Gefühle, wenn man abnimmt und schlechte wenn man zunimmt. Irgendwann trägt dann die Gewichtsschwankung die Verantwortung unserer Gefühle. Doch dafür sind tatsächlich wir selbst verantwortlich! Wie wir denken fühlen wir. Ein bestimmtes Gewicht wird dann idealisiert. Man glaubt Lebenserfüllung zu finden, wenn man denn endlich das Gewicht erreicht hat, dass man sich wünscht. Diese Bestrebung kann ein ganzes Leben füllen. Die Zahl der Waage den Tag bestimmen. Mit guten Tagen voller Energie und Freude auf ein schlankeres Ich und schlimme trübselige mit Ohnmacht, Verzweiflung und Selbsthass, wenn Regeln gebrochen oder Gewicht zugenommen wurde. Ob Freunde gesehen wurde oder nicht, hing davon ab ob man sich heute schämen muss oder fröhlich sein darf. Wenn gerade Emotionen mit Essen in der Waage gehalten werden und ein Schlankheitsideal dazu kommt ist Berg und Talfahrt vorprogrammiert. Wenn Liebe an etwas gekoppelt wird, das kontrolliert werden muss, wo man im Krieg ist, ist das sehr selbstzerstörerisch. Das Selbstwertgefühl wird kontinuierlich kleiner und leidet enorm.
Irgendwann kommt hoffentlich bei jedem emotionalen Esser einmal der Punkt wo er keine Lebenskraft mehr dafür hat und sich fragt: «Warum esse ich denn, obwohl ich keinen Hunger habe?» Erst dann und nur dann ist man seelisch bereit hinter sein Lebens-Gefühls-Kontrollinstrument «Essen und Gewicht» zu blicken. Vorher ist die Seele überzeugt genügend Gewinn aus der Sache zu erhalten. Sie glaubt es noch im Griff zu haben. Erst wenn der Preis, das Leid, hoch genug wird, wird sie offen dafür es zu überdenken. Für Aussenstehende ist das kaum zu ertragen, noch nachzuvollziehen. Doch dann kommt der Schrei: «Ich will endlich leben!» Diese Entscheidung fällt nicht leicht. Die grosse Angst unermesslich zuzunehmen, wenn keine Kontrolle da ist, ist unheimlich gross! Es braucht Mut sich seinem Körper wieder selbst zu überlassen, wenn man über längere Zeit nichts anderes gemacht hat als ihn zu ächten, kontrollieren, verurteilen, mustern und bewerten.
Dann folgt ein Weg zurück zu sich. Man muss wieder lernen sich und seinen Körper zu spüren, zu lesen. Sich selbst dabei ertappen, wenn man gerade ein Verhaltensmuster lebt. Das Gewicht kann wie eine Anzeige fungieren, dass etwas nicht i. O. ist wenn es nach oben geht. Zuerst ist da gar nichts was man spürt, wenn die Gier nach Essen alles überlagert. Und der Hunger bleibt wenn Gefühle keinen Raum bekommen. So wie wir uns nicht aussuchen können ob wir essen wollen oder nicht um zu überleben, können wir auch nicht alles mit uns (unserer Seele) machen lassen, wenn wir nicht schlucken, verdrängen, oder Erlebtes ungeschehen machen lassen wollen. Es geht einfach nicht mehr, wenn man mit seiner Sucht aufhören will! Man muss Verantwortung übernehmen! Jetzt nicht mehr in erster Linie für das Essen, sondern für den Umgang mit sich selbst. Wie schwierig wenn man es allem recht machen will oder sich anpassen muss, etc. Doch genau das bedeutet es, wenn man gesund werden will. Sich, sich selbst zu stellen, dem was man ist und nicht dem was man glaubt sein zu müssen/wollen. Aber irgendwann merkt man, dass man gar nicht mehr essen muss, wenn man keinen Hunger hat. Und dann plötzlich, geht es auch ohne. Wie seltsam! Doch eigentlich ganz natürlich. Am Anfang ist da noch Gewohnheit sich Sicherheit aus dem Essensritual zu holen. Doch immer besser gelingt es auszuhalten, Neues auszuprobieren. Das ist die heilsame Erfahrung das Menschsein in sich zu erkennen und letztlich das was einen ausmacht. Am Ende ist es ein letzter Reifungsschritt oder Prozess des inneren Kindes zum Erwachsen, egal in welchem Alter.
5. Heilung
Heilung ist immer mit einem Prozess und zeitlich dauernden Weg verbunden. Spontanheilungen sind eher etwas seltenes und fällt oft in Richtung Wunder. Wenn ich von Heilung spreche, meine ich nicht die Sofortwirkung einer Schmerztablette, wo Symptome gelindert, aber die Ursache nicht bekämpft wird. Oft haben wir eine ganz lange Zeit mit einer Essproblematik verbracht. Da dürfen wir uns auch eine angemessene Zeit zumuten gesund zu werden. Willst du dein Essproblem wirklich lösen, oder willst du es nur loswerden? Ich wünsche dir den Mut für ersteres.
Die Heilung von der Essproblematik muss auf der geistlich/spirituellen Ebene stattfinden, der körperlichen, sowie der seelischen. Diese sind nicht sauber voneinander trennbar, aber grob auf folgenden 3 Säulen aufgeteilt:
Achtsamkeit / Dankbarkeit / Respekt zum eigenen Körper, vor Gottes Schöpfung
Versöhnung mit sich und mit Gott, Jesus und der Heilige Geist als neue innere Instanz
Lebensstilkorrektur
eigene Seele und innere (falsche) Glaubenssätze entdecken
mit dem Heiligen Geist die Wahrheit erkennen und neue Glaubenssätze entwickeln, neuer Umgang mit Gefühlen lernen
neues Verhalten erleben und üben, Änderung von Gewohnheiten, Umgang mit der neu gewonnen Energie, mehr Lebenszeit, Berufung finden
Das Lesen dieses Textes ist kein Ersatz für eine individuelle Beratung. Punkt 1 braucht angeleitete praktische Übungen. Der 2. Punkt ist an sich schon ein fundamentaler Glaubensschritt, der eine Wesensänderung mit sich bringt. In der Seelsorge geht der Vergebung und Versöhnung mit sich immer die Versöhnung mit Gott voraus. Selbstliebe unabhängig von Gott wird leicht zur Selbstvergötterung, wo das Ego im Zentrum als Wegweiser dient. Doch ein Schüler kann sich nie selbst Lehrer sein, daher betone ich, dass die Lösung ohne äussere Hilfe nie in einem selbst zu finden ist. Menschen, als Lehrer oder Meister sind auch immer begrenzt und lassen sich von unserem Ego aussuchen. Doch die Wahrheit ist oft unangenehm und lässt sich nicht aussuchen. Wahrheit ist ein Fakt. Auch die restlichen Punkte können nur in einer Begleitung oder Beratung näher vertieft werden.
Besonders der 6. Punkt, wird unterschätzt. Denn die Problematik hat einen immensen Raum über mehrere Lebensbereiche eingenommen. Es kann einen regelrecht überfordern, wenn man nicht weiss was mit seiner neuen Energie und darum Zeit, anzufangen ist. Themen wie Berufung und Lebenssinn, sind darum sehr wichtig. Die folgenden Themen werden diesem grossen Spektrum niemals gerecht, daher werden sie eher als Wegbereiter dienlich sein.
Urvertrauen
Ein Aspekt des emotionalen Essens ist sich mit Essen z. B. nach einem anstrengenden Tag zu belohnen. Belohnung oder Lohn, hängt mit dem Denken zusammen, dass mir etwas zugute steht, weil ich was geleistet habe. Habe ich das nicht, oder konnte ich nicht, steht mir nichts zu. In unserer Leistungsgesellschaft wird daher oft mit Belohnung und Bestrafung, mit Lob und Tadel agiert. Wenn wir aber unseren Bedürfnissen mit Belohnung begegnen, kommen wir irgendwann mal in einen Mangel, weil wir nichts dafür geleistet haben. Belohnung wird dann zu etwas seelisch (Über-)Lebenswichtigen! Irgendwann holt sich die Seele dann trotzdem was sie zu brauchen glaubt und dann habe ich mich belohnt, obwohl ich es mir gar nicht verdient habe. Das schlechte Gewissen und Schuldgefühle sind vorprogrammiert. Oft passiert das Menschen, die sich und ihre Grenzen nicht so gut wahrnehmen können, dafür die Bedürfnisse von anderen mehr als gerecht werden. Sie geben dann anderen dass, was ihnen selbst am meisten fehlt, Aufmerksamkeit und Wohlwollen.
Der Wunsch nach persönlicher Entfaltung und Lebendigkeit haben wir alle. Wir möchten anerkannt und angenommen sein. Auch unsere Bedürfnisse wollen das, unabhängig davon ob eine Leistung erbracht wurde oder nicht. Wie sehr wir nun unseren seelischen Bedürfnissen nachkommen, hängt auch mit unserer Prägung zusammen. Wer ein grosses Urvertrauen in der Kindheit aufbauen konnte, hat eine starke innere Ressource. Gerade bei Suchtverhalten fehlt diese meist.
Urvertrauen ist das Gefühl von Richtig-sein, Angenommen und Willkommen-sein im Leben. Für die Heilung von emotionalen Laster ist es wichtig das einzubeziehen, denn es ist der Grund worauf die Seele steht. Hier muss ein neues Fundament gelegt werden. Sonst könnte es sein, das wir vielleicht ein Laster loswerden, aber mit einem anderen doppelt kompensieren. Das Grundproblem wurde nicht behoben.
Der menschliche Säugling ist essentiell auf die Liebe und Schutz seiner Mitmenschen angewiesen. In Experimenten konnte nachgewiesen werden das Säuglinge ohne emotionale Zuwendung sterben, auch wenn sie körperlich versorgt werden! Auch noch als Kleinkind und Kind ist der Mensch abhängig von seinen Eltern. Im Vergleich zu Tieren brauchen Menschen sehr lange um sich selbst verteidigen und versorgen zu können. Entsprechend gross ist die Wahrscheinlichkeit, die Erfahrung mit Schutzlosigkeit und Ungeliebt-Sein zu machen. Als Säugling und Kleinkind besitzen wir noch keine Ratio / Verstand bis ca. 6 Jahre. Alles wird rein emotional über Gefühle wahrgenommen. Unsere noch seelisch leere «Festplatte» wird mit unbewussten Gefühlen geebnet und setzt die Grundprägung für unser zukünftiges Leben. Wenn ein Kind in dieser Zeit mit den unschönen Dingen dieser Welt konfrontiert wird, versteht es die Bedrohung nicht, aber nimmt sie emotional als körperliche Spannung wahr. Weil es nicht entsprechend darauf reagieren kann lernt es unempfindsam zu werden und stumpft gegen seine eigenen Gefühle, die körperlichen Spannungen ab. Oder wenn ein Baby systematisch schreien gelassen wird, dann ist das für das Kind lebensbedrohlich. Es hat kein Bewusstsein für schlimm oder harmlos, wo ist die Mutter, oder will sie mir gerade beibringen das Schreien keine Lösung ist. Sein Schutz ist nicht vorhanden, es lernt gefühlt dass es ein Bedürfnis hat, doch dem wird nicht gerecht nachgekommen. Es lebt mit der Prägung weiter, dass sein Bedürfnis wohl irgendwie nicht passend war. Zukünftig werden alle eigene Gefühle als nicht passend eingestuft, bzw. werden erst gar nicht als Orientierung gesehen.
Fühlt der Mensch sich aber von klein auf gefühlt willkommen, geliebt und geschützt kann gesundes Selbstvertrauen entstehen, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Wahrnehmungen, in die Welt und die Mitmenschen, ein Urvertrauen wachsen. Solch ein Mensch vertraut sich und seinem Körper, «ich bin ok, du bist ok». In unserer Zeit wird einem leider beigebracht, das andere besser wissen z. B. Ärzte, Experten, Ratgeber, Nachbarn, Grossmütter, etc. was gut für dich ist. Ernährungstrends erklären dir stehts was wirklich gesund ist und korrigieren sich in der nächsten Saison wieder neu. Mal ist es das Fett, das böse ist, mal sind es die Kohlenhydrate. Mal sollte man 3 x am Tag essen, mal 5 x kleine Portionen, etc. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Meinungen ändern sich, das tiefe Gefühl zu unseren Bedürfnissen sollte beständig bleiben. D. h. wir sollte offen sein für gesundheitliche Fakten, diese jedoch immer mit unserem Körpergefühl reflektieren. Das Gefühl von «absolut richtig» und «absolut falsch» gibt es dabei nicht. Kommt für uns urplötzlich dieser Essensdrang, hat etwas unsere Frühkindliche Seele getriggert, noch bevor wir es gemerkt haben. Der Essensdrang ist der Wegweiser der inneren Anspannung, auch wenn wir uns nicht mehr bewusst daran erinnern können.
Wenn aus Essen Liebe wird
Wenn wir in der Frühkindlichen Phase kein Urvertrauen entwickeln konnten, ist das Gefühl von Isolation und Instabilität für unser Unterbewusstsein der Normalzustand. Das gemeine ist, dass wir diese prägenden Gefühle der Kindheit immer wieder bestätigend in unserem Leben erfahren, weil wir uns unbewusst in Situationen bringen, welche diese hervorrufen. Die Seele tut das, weil das für sie das Normale ist und gelernt hat damit zu leben. Die kindliche Seele passt sich immer den Umständen an, wobei der eigene Wille (Geist) mitentscheidet. Dazu hat sie Glaubensüberzeugungen und entsprechende Verhaltensmuster gebildet. Wer z. B. eine fürchterliche Kindheit hatte, wird, so seltsam es klingt, mit einem Leben ohne Probleme und Sorgen überfordert sein. Es ist für ihn nicht vertraut, dass es einem gut geht. Er wird damit hadern und sich unbewusst selbst immer wieder Probleme «besorgen», wenn nicht selbst gemachte, dann solche von anderen. Das nur, weil die Seele es nicht anders kennt, oder nie gelernt hat, dass es anders gehen könnte, sofern der Betroffene es tatsächlich ändern will. Und das ist das Gute daran. Stellen wir uns unseren Prägungen und versuchen sie zu verstehen, können wir auch entsprechend reagieren.
Genauso ist es mit dem gelernten Essverhalten, was uns durch unsere Mitmenschen geprägt hat. Für ein Kind sind die prägenden Menschen, meist die Eltern und älteren Geschwister, auch die «Welt». Wenn man in der Familie mit Schokoladenpudding belohnt wurde, wird man von der Welt als Erwachsenen immer noch den Pudding erwarten und einen scheinbar unverständlichen Groll in sich tragen, wenn der nicht kommt. Nicht selten werden Babys oder Kinder über Essen beruhigt, belohnt, erzogen, verwöhnt, geliebt, kommuniziert, etc. Oft aus Unsicherheit, fehlendem Wissen oder Bequemlichkeit. So lernt der wachsende Mensch sich selbst mit Essen abzuspeisen, wenn er eigentlich Trost braucht, wütend, gelangweilt, müde, überfordert oder in Feierlaune ist, usw., weil er nicht gelernt hat auf Gefühle empathisch zu reagieren und sich selbst gegenüber eine emotionale Intelligenz zu entwickeln. Oftmals ist jene im Umgang mit Mitmenschen dafür sehr gut trainiert, ihr fehlt nur der Eigenbezug. Hatten wir eher «Gefühlskühle», strenge, liebesarme, leistungsfordernde, sehr sachliche Eltern, lernen wir Gefühle nur eingeschränkt zu zeigen. Oder das Gegenteil verwöhnende, oder fast erdrückende Eltern, die selbst sehr viel Gegenliebe, Folgsamkeit und Aufmerksamkeit forderten, wo Kinder mitmachen mussten, weil ihnen sonst Missbilligung und Liebesentzug drohte und das die kindliche Seele im Abhängigkeitsverhältnis nicht zulassen konnte. Das Resultat ist diese innere Anspannung. Dafür kann Essen oder etwas anderes, als Liebes- und Gefühlsersatz für alles in die Presche springen. So wird das «Normal» geprägt. Wir passen uns unserem Umfeld an, wo es entweder Raum für Bedürfnisse gab oder nicht. Wenn wir diese fehlende Räume im heutigen Leben erkennen, können wir sie für unser kindliches Ich neu lernen auszuleben.
Wer schon ewig mit dem emotionalen Essensproblem unterwegs ist, ist vielleicht auch schon bei einer Ermüdung angelangt was die Ursachenforschung betrifft. Doch wenn wir das hier nochmals aufrollen, geht es mehr darum dem Essimpuls direkt nachzufolgen um dessen Wurzel zu finden. Es ist nicht ein grundlegendes umwälzen der gesamten Lebensgeschichte. Dieses Muster des emotionalen Essens hat ihnen bisher in schwierigen Momenten gedient diese zu überstehen, wo andere womöglich schon daran zerbrochen sind. So gesehen ist es für ihre Seele eine Stärke, wie ein Muskel, den sie sich antrainiert hat. Verständlich, dass sie diesen nicht einfach loslassen will. So können wir den Essensdrang als Wegweiser sehen und diesem nachgehen.
Übung wenn der Essensdrang kommt:
Wo sitzt der Impuls in ihrem Körper? Wie fühlt es sich an?
Auf einer Skala von 1-10, wie stark ist er gerade?
Was für ein Gefühl kommt in ihnen hoch? Was würde es sagen? Erlauben sie sich Sätze oder Bilder zu geben.
Lassen sie sich Zeit um in sich hinein zu spüren.
Der Mensch ist holistisch/ganzheitlich. Hat er ein Problem/Konflikt in einem Lebensbereich, spiegelt sich dieses auch in anderen wieder. Unsere Kopfebene mit dem Verstand und dem Denken, betrachten wir meist isoliert vom Körper. Doch in unserem Körper werden alle Denkvorgänge der Kopfebene in Gefühle umgewandelt. Im Körper lässt sich die mentale Anspannung wiederfinden, die emotionale Esser weg zu essen versuchen. Wir sehen diesen Konflikt ganz oft mit dem «inneren Schweinehund».
Der innere Schweinehund ist eigentlich eine Märchenfigur. Menschen haben ihn erfunden, weil sie sich so nicht eingestehen müssen, dass sie keine Lust haben etwas zu tun, obwohl sie wissen, dass es besser für sie wäre. Der Schweinehund ist schuld. Wie praktisch, dann kann ich ja eigentlich nichts dafür, wenn ich Diszipliniert sein will und mich selbst sabotiere. Ich kann mir damit wirklich vormachen etwas zu wollen, es aber einfach nicht zu schaffen. Wäre es Faulheit, oder Willensschwäche ist das reines Kopfdenken. Darum hört sich das für einen emotionalen Esser sehr verletzend an. Und das ist auch verletzend, denn das Selbstsabotieren, ein Laster, hat nichts mit mangelnder Disziplin zu tun. Aber es stimmt auch dass das, was man sich kopfmässig vorgenommen hat, kopfmässig will, seelisch eigentlich nicht will, seelisch hat man keine Lust, weil man das Laster für den Seelenhunger braucht. Der Schweinehund ist der Konflikt wo die Seele dem Verstand in den Rücken fällt. Wenn der Essensdrang kommt, ist das ein Wegweiser für eine seelische Anspannung. Da kann ich mir mit Verstand noch so viel vornehmen, mein innerer «Schweinehund», meine Seele hat keine andere Möglichkeit gelernt als dieser inneren Anspannung mit dem Laster zu begegnen. Den Willen des Kopfes zu sabotieren, das schlechte Gewissen ist in dem Moment weniger schlimm, als die Überwindung der inneren Anspannung. Gibt es keine innere Anspannung die seelisch mit dem Laster begegnet werden muss, gibt es keinen «Schweinehund-Konflikt».
Jetzt hat man die Möglichkeit A ein Ersatz für das Laster zu finden und/oder B der inneren Anspannung auf den Grund zu gehen. A ist meist schwierig, den sie hätten das Laster nicht, wenn es eine bessere Lösung gäbe. Bleibt nur B der inneren Anspannung auf den Grund zu gehen. Viele wissen vielleicht sogar schon, warum sie auf innere Anspannung mit emotionalem Essen reagieren, oft hilft es ihnen aber nicht, weil sie das Gefühl haben es nicht ändern zu können. Der Schweinehund ist zu stark.
Um das Laster als Wegweiser nehmen zu können, müssen wir 3 Punkte reflektieren:
Ein Beispiel: Wenn sie traurig sind, reagieren sie halt mit Schokoladengelüsten, denen sie sich nicht entsagen können, obwohl sie sich vorgenommen haben keine Schokolade mehr zu essen.
Welches Grundgefühl macht sie traurig? Welches Gefühl hinter dem Gefühl? Vielleicht aufgrund von Einsamkeits- oder ungeliebt-sein-Gefühl z. B. Dann essen sie nicht Schokolade, weil sie traurig sind, sondern weil sie sich einsam fühlen.
Wenn man noch fragt wozu werden sie traurig? Komische Frage, aber Gefühle sind Werkzeuge unserer Seele und haben einen Zweck. Der Sinn von Traurigkeit könnte sein, dass ich dann Kuchen essen darf. Nur dann, sonst erlaube ich es mir nicht. Wenn ich traurig bin darf ich mich trösten, mit dem was ich gerade Lust habe z. B.
Ich könnte mich auch noch fragen, ob ich mit der Traurigkeit etwas vermeiden möchte? Dann wären wir bei der Angst der Seele. Mit Traurigkeit, oder Selbstmitleid, muss ich mich keiner Konfrontation stellen. «Wenn ich verletzt bin muss ich nicht kämpfen, muss ich nichts tun», könnte eine Lebenseinstellung sein.
Kurzum, die Seele hat einen Gewinn mit emotionalem Essen, sonst würde es kein Thema sein. Der auf Kopf-Logik basierende Schweinehund gilt hier nicht. Wenn wir uns im Alltag verlieren, sprich unseren Bedürfnissen der Seele nicht nachkommen, entsteht eine innere Anspannung, die sich mit emotionalem Essensdrang Aufmerksamkeit verschafft. Egal wieviel wir dann essen, die Grundgefühle bleiben, nur die Anspannung kann damit gelöst werden. Im Laufe unseres Lebens haben wir Glaubensätze gebildet, eine private Logik des Seele, ein Lebensbewegungsgesetz, das oft in der Kindheit entsteht und uns auch im heute noch prägt. In dem Moment wo wir emotional essen, findet vergangene Prägung im Jetzt statt. Das ist auf der Kopfebene nicht zu verstehen. Es ist als müsse man seinem inneren Kind begegnen, das nur über Emotionen kommuniziert und rein emotional denkt. Das Traurig-sein z. B., das Gefühl, können sie nicht auf der Kopfebene ändern, nur abholen, aber die Einsamkeit oder die Einstellung dazu sehr wohl. Indem sie das Bedürfnis ihrer Seele ernst nehmen, wird der eigentliche Hunger der Seele oder des Geistes erkannt. Dieser will gesehen und gehört werden.
Umgang mit Gefühlen
Mit Problemen ist es in der Regel so, dass sie sehr individuell sind. Wir alle kennen vielleicht Lampenfieber, Blossstellung, ein unglücklicher Job etc. Doch jemand kann in der gleichen Situation wie sie sein, doch nicht darunter leiden. D. h. er geht mit einer Sache anders um, für ihn ist es kein Problem. Es geht also um eine Einstellung, innere Haltung zu etwas. Und dies ergibt sich aus Bewertung. Hier liegt unser Ansatz.
Wir können also ein Gefühl wahrnehmen und uns dann überlegen wie gerade unsere Einstellung dazu liegt. Es ist das Bedürfnis das hungert. Unsere Gedanken bewirken entsprechende Gefühle. Unser Fühlen hängt nicht nur davon ab was andere sagen, oder wir erleben, sondern wie wir diese bewerten.
Das Gefühlsleben wirkt sich direkt auf den Körper aus (organische Vorgänge) und umgekehrt. Dies ist bekannt in der Psychosomatik (Geist wirkt auf den Körper) und der Somatopsychologie (Körperliche Mangelerscheinungen wirken auf die Seele).
Gefühle sind Werkzeuge mit einem bestimmten Ziel! Wir haben zwei Möglichkeiten auf Gefühle zu reagieren:
mit Rückzug (verdrängen, überspielen, schlucken)
oder mit Angriff (formulieren, befriedigen, ausleben)
Mit der Rational Emotive Verhaltenstherapie REVT – ABC-Methode von Albert Ellis kann man Blockaden und seelische Störungen im Bereich Gefühle, Einstellungen und Verhalten behandeln. Sie funktioniert über Fremd und Selbstwahrnehmung. Man überprüft die eigenen Überzeugungen, lernt diese zu akzeptieren und Verantwortung für die eigenen Ziele zu übernehmen. Das Denken und Fühlen überschneidet sich und ist in gewisser Hinsicht miteinander identisch. Emotionen können auf verschiedene Arten ausgelöst werden, eine davon ist das Denken.
A Activating Event – Aktivierendes Ereignis/Auslöser/Problem
B Belief – Bewertung/Überzeugung/Annahme
C Consequence – emotionale Konsequenz -> Stimmung/Gefühl (ungewünschtes Verhalten)
Man glaubt normalerweise, dass C die Folge von A ist. Doch dazwischen liegt B. Da können wir ansetzten. Die Korrektur der Gefühle geschieht über die Korrektur der falschen Überzeugungen, des Irrglauben. Eine neue Bewertung, geht mit einer neuen Einstellung einher. Diese bewirkt ein neues Gefühl und neue Gefühle veranlassen uns zu neuem Handeln. So findet Änderung der Gedanken statt, sichtbar im Verhalten.
D korrigierter Gedanke/ neue Einstellung
E neues korrigiertes Gefühl führt zu neuem Verhalten
Nun, nicht immer dient uns das Essen als tiefseelischen Gefühlsausgleich und Herznahrung. Manchmal ist es auch einfach Schlafersatz oder Mittel zum Zweck das wir am Nachmittag nicht Pause machen müssen, sondern bis zum Abend durcharbeiten können, etc. Hier geht es mehr um Glaubensätze wie «Ich darf mir keine Pause erlauben», oder «ich muss stets funktionieren», etc.
Man hört und liest immer mal wieder von Leuten, die sich u. a. der «body-positivity-Bewegung» angeschlossen haben. Ihr Slogan lässt sich mit «positiven Gefühl zum eigenen Körper» beschreiben, entgegen dem geltenden Schönheitsideal. Die überwiegende Mehrzahl davon ist weiblich und von mollig zu übergewichtig bis stark übergewichtig. Ich möchte diese Bewegung nicht schlecht reden und ich finde es gut, dass es einen Gegentrend zum Mode-verherrlichten Magerkult gibt. Doch so extrem die eine Seite ist, so extrem ist oft die Gegenseite. Die meistgenannte Aussage jener Personen lautet: Sie habe ein Leben mit zig Diätkuren hinter sich und genug von Selbsthass gegen den eigenen Körper. Sie beschloss nun sich selbst und zu lieben, sich selbst als trotzdem schön zu erklären und den eigenen Körper mit seinen Kurven zu bejahen. Sie habe akzeptiert, dass sie eben korpulent sei, aber das voll ok ist. Interessanterweise werden dabei mehrheitlich gesundheitliche Aspekte, gerade bei extremen Übergewicht, mit einem trotzigen «trotzdem schön» abgewiesen und jene Personen, die zwar nicht dick sind und mit ihrem Körper hadern (dünne Dicke), i. d. R. rausgemobbt.
Nur wenn du dick bist, aber nicht mehr das «Dicken-Leben» leben möchtest, dass du geglaubt hast leben zu müssen, bist du dabei bei der body-positivity. Es ist eigentlich eine Rebellion gegen das gängige Schönheitsideal, ein resignieren davor nicht bei den Dünnen dabei sein zu können, ein sich abfinden, dass man eben dick ist. Das hat leider nichts mit echter Selbstakzeptanz zu tun, geschweige von «Heilung» einen adipösen Körper ab sofort als schön zu betiteln und andere zu verurteilen, die dem nicht zustimmen. Die Frau mag an sich bestimmt sehr schön sein, den die Schönheit eines Menschen bezieht sich nicht generell auf den Körper, doch sollte schön nicht eher auch gesund sein? Oder gilt bei body-positivity «wer schön sein will muss leiden» trotzdem? Ein gesunder Körper ist von Natur aus schön. Wer seinem Körper mit Achtung und Sorgfalt begegnet strahlt sofort mehr Schönheit aus, doch das lässt sich mit einem resignierten «trotzdem schön» nicht erzwingen. Die verletzte Seele im Körper ist noch nicht gesund. Sie hat sich nur jetzt die Erlaubnis gegeben emotional Essen zu dürfen und das Dünnen-Leben zu führen, dass sie glaubte nie leben zu dürfen.
Resignation bedeutet: Ich habe vergeblich versucht eine Lösung zu finden oder etwas zu erreichen, was mir aber nicht gelang. Jetzt habe ich keine Kraft oder Willen mehr dafür und muss mich mit dem Misserfolg arrangieren, dass ich das was ich angestrebt habe, niemals haben werde. Da ist keine richtige Wahlmöglichkeit gegeben, nur die zwischen Pest (Diätwahn) und Schwefel (ganz Versagen). Das Aussteigen aus dem Diätwahn ist in dem Fall ein Aufgeben und daher ein grosser Frust und vielleicht noch Scham die mitschwingen. Womöglich aber auch eine erste Offenheit der Ursache auf den Grund zu gehen, weil der Grundschmerz noch da ist. Doch solange der Fokus immer noch auf Figur, Gewicht und Schönheitsideal liegt, kann keine Heilung stattfinden.
Akzeptanz hat mehr mit einer tiefen seelischen Überzeugung zu tun, es ist keine Kopfbewertung. Es ist ein geistiger Zugewinn, mit einem inneren Wachsen. Es ist ein Wissen, etwas zuvor vielleicht nur einseitig betrachtet zu haben und es jetzt so zu sehen wie es ist. Als wär man in die falsche Richtung gelaufen. Scham in Bezug zur aufrichtigen Reue ist möglich, auch ein Denken, wie blöd man wahr. Wenn wir leiden haben wir die schmerzverursachende Tatsache noch nicht akzeptiert. Erst mit der Akzeptanz, endet der Schmerz. Es ist ein Schritt innere Freiheit und Ruhe. Da ist aber auch das Bewusstsein, dass die falschen inneren Glaubensätzte immer noch da sind. Nur jetzt weiss man das sie nicht stimmen und masst sich nicht an, diese auf der Kopfebene mit «trotzdem schön» verleugnen zu können. Da ist neu ein Respekt dabei. Das Erkennen, der Grösse des eigenen Körpers, seinem Ausharren als Schauplatz unseres seelischen Kampfes, seiner grossartigen robusten Biologie und der Fähigkeit zur Selbstheilung. Er ist es der unserer Seele Kontur gibt nach aussen. Er ist das Haus in dem unser Geist wohnt und den wir zu Lebzeiten überall hin mitnehmen. Er ist der Tempel des Heiligen Geistes, sagt die Bibel. Mit dem Respekt kommt auch die Achtung. Sich achten wollen bedeutet seine Bedürfnisse, geistige, seelische und körperliche, ernst zu nehmen. D. h. Verantwortung zu übernehmen, dass Übergewicht nicht gesünder ist, wenn ich es ab nun als schön bezeichne.
Ich will den Unterschied von Resignation und Akzeptanz an dem Vogelstrauss erklären. Der Vogelstrauss denkt er müsse doch fliegen können, weil er ein Vogel ist denn er hat Federn und Flügel. Wie soll er auch bloss vor seinen Feinden fliehen, wenn er nicht wegfliegen kann! Alle Spatzen zwitschern es von den Dächern, nur ein Leichtgewicht kann fliegen oder muss genug starke Flügel haben um den Rumpf zu tragen. Nun er hat beides nicht. All seine Bemühungen scheitern, die stärkeren Flügel und weniger zu wiegen sind für ihn Ziele in unerreichbarer Ferne geworden. Er ist frustriert und beginnt sich mit essen zu trösten. Doch dass verschlimmert nur alles. Wenn er mehr ist, ist er erst recht zu schwer zum Fliegen und seine Flügel werden noch träger! Doch er kommt nicht davon los und der Teufelskreis ist gegeben.
Version 1: Irgendwann hat er die Nase voll! Er beschliesst sich trotzdem als tollen Vogel zu sehen, ob er jetzt mit den anderen Vögel mithalten kann oder nicht. Und die anderen sollen das auch so sehen und wenn nicht sind sie beschränkt und einfältig. Er betrachtet seine trainierten Flügel die zwar nicht fliegen können, aber doch sehr imposant aussehen. Er resigniert eigentlich, aber stolziert als übergewichtiger Strauss umher. Manchmal erwischt ihn der sehnsüchtige Blick nach oben, wenn die Zugvögel über ihn hinweg fliegen. Dann spielt er mit Selbstmordgedanken, weil er eigentlich keinen Ausweg mehr sieht.
Version 2: Er erkennt, dass seine Flügel nicht zum Fliegen taugen, egal wie viel er trainiert oder an Gewicht verlieren würde. Selbst seine Beine wären nie richtig proportioniert. Es geht wohl nicht ums Gewicht, oder starke Flügel. Will er denn überhaupt fliegen können, nur weil es alle andern tun? Wieso hat er eigentlich so kräftige Beine, die überhaupt nicht fluggeeignet sind? Er mag es sie zu bewegen, aber fürs Fliegen braucht er sie nicht, darum hat er ihnen nie Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn er nach oben zu den Zugvögel blickt, bemerkt er, dass er sich nach dem Wind sehnt, der um ihn weg saust. Wie alles an ihm vorbei zieht. Das Gefühl von Freiheit und der Wind zwischen den Federn. Das ist es eigentlich das er sich wünscht. «Wenn ich es nur schaffe das der Wind an mir vorbei fliegt, dann fühle ich mich frei.» Er akzeptiert, dass es nicht ums fliegen geht, er gar nicht dafür gemacht ist, aber darum nicht schlechter ist. Es geht um sein Gefühl. Irgendwann entdeckt er das Gefühl des Laufens und des Rennens. Sein übergewichtiger Körper tut sich etwas schwer, doch das Rennen gefällt ihm. Seine Beine werden kräftiger und es macht ihm Spass. Als er einmal zum Sprint ansetzt fühlt er den Wind, der an ihm vorbei saust, die Luft zwischen den Federn, wie alles an ihm vorbei zieht und er ist plötzlich frei! Innerlich frei, wie ein freier Vogel! Wie Schuppen fällt es ihm von den Augen, dass sein Gefühl, seine Sehnsucht nie falsch war. Ja er ist kein Flugvogel und dache er gehöre nicht dazu. Doch er ein Laufvogel, der kräftigste aller Vögel und das wird er ab jetzt immer sein! Es ist selbsterklärend, dass sein Gewicht irgendwann von alleine verschwand und er den Körper trägt, der zu ihm passt. Der Vogelstrauss als Laufvogel.
Was viele übergewichtige kennen, ist das Gefühl ein Reh im Elefantenkörper zu sein. Der dicke Körper ist wie eine Hülle über dem eigentlichen Körper, dem eigentlichen Ich. Da ist ein Ahnung, dass das Wohlfühlgewicht der Seele dort verborgen liegt und das Überschüssige wohl wie ein schützender Mantel oder zugemauerter Wall vor dem Aussen trennt. Wenn man nun im Zuge seelische Heilung Gewicht verliert, dann nicht aus dem Gesichtspunkt des Schlanksein-wollens, sondern aus den Bedürfnissen des Körpers und der Seele heraus. Was braucht den mein Körper dass es ihm gut geht? Was meine Seele? Letztlich, was brauche ich wirklich? Und wie kann ich es mir geben? Das Wohlfühlgewicht wird sich ganz natürlich einstellen, sobald der Prozess der Heilung in Gang setzt. Es kann auch mal nach oben gehen, gerade anfangs, wenn die Seele noch keine Alternativen hat, aber es wird letzten Endes sinken. Kein gesunder Körper will überschüssiges Gewicht mit sich tragen, wenn kein Anlass dafür besteht.
Gefühlsspannungen – wie Gefühle entstehen
Gefühle sind für viele überraschenderweise etwas körperliches. Hier geht es um die genannten Gefühlsspannung, die auftritt wenn unsere Seele mit etwas Konfrontiert wird, für die sie, im Fall von emotionalem Essen, mit Essensgier reagiert.
Wir merken, Ablenkung hilft bei einer Essdrang-Situation nur kurzfristig. Meist dauert es nicht lange, bis es zum nächsten Rückfall kommt. Es lässt sich zwar aufschieben, aber die Spannung löst sich nie ganz richtig. Nur durch den Essanfall kommt man wieder auf ein normales Alltags-Level. Was also sind diese Gefühlsspannungen überhaupt?
Jedes Gefühl verbinden wir mit einem Körperempfinden, z. B. Freude mit Lachen und Leichtigkeit, Angst mit erhöhtem Puls und Engegefühl in der Brust. In unserer prägenden Kinderjahren empfinden wir vor allem diese Körperreaktionen, aus denen sich spätere Glaubensätze gebildet haben. Mit der Bildung der Ratio lernen wir, dass diese Reaktionen bestimmten Gefühlen zugeordnet werden können. Erst wenn wir diese unterschiedlichen Körperspannungen abbauen, normalisiert sich das Körpersystem wieder, ansonsten bleiben sie bestehen. Das ist negativer Stress (Disstress). Disstress begünstigt Entzündungsreaktionen und wir entwickeln irgendwann psychosomatische Probleme, wenn sich kein anderer Weg der Entspannung ergibt. Viele Hauptlebensgefühle entstehen in den ersten Lebensjahren, durch Ereignisse, an die wir uns werden Erinnern noch beschreiben können. Oft ist es daher gar nicht in erster Linie die Erziehung schuld, denn wer wann wie empfindet ist ganz individuell und hängt mit dem freien Willen des Menschen zusammen. Was zurückbleibt ist das Körperempfinden, das Hauptgefühl, die Grundeinstellung zur Welt, zum Leben und zu den Mitmenschen. Das ist die Wahrheit unserer Seele, auch wenn es mit dem Verstand, oder für andere nicht nachzuvollziehen ist. Wenn wir zu diesem inneren Selbstvertrauen zurückfinden und die eigene Wahrheit akzeptieren können, bringt das inneren Frieden.
Gerade eher negative Empfindungen wie Wut, Angst, Ohnmacht bzw. Hilflosigkeit, lösen innere Gefühlsspannungen aus, sind Disstress für unseren Körper. Man muss keine fürchterliche Kindheit gehabt haben um solche Gefühle zu kennen. Mit emotionalem Essen machen wir so irgendwann die Erfahrung, dass sich solche Gefühlsspannungen damit bedingt lösen lassen. Durch die Verdauung werden Entspannungsfördernde Körperreaktionen ausgelöst die uns ruhiger lassen werden. Auch Geschmack und Konsistenz lenken unsere Sinne ab. Gerade bei Menschen die aufhören zu rauchen, fasten oder Diät halten, wird besonders deutlich, was für Gefühlspuffer ihre Laster sind. Die meisten werden dünnhäutig, übellaunig oder gar zornig in dieser Zeit. Oft erzeugen diese Reglementierungen noch einen zusätzlichen Druck zu den ganz normalen Alltagssituationen die Stress erzeugen. Für einen emotionalen Esser ist unter solchen Bedingungen die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls sehr hoch. Sind wir uns diesen Mechanismus nicht bewusst, glauben wir von der Esslust plötzlich überfallen zu werden und fühlen uns machtlos.
Noch eine Bemerkung zu Affirmationen und Suggestionen, die das Unterbewusstsein umprogrammieren sollen. Sie funktionieren super, wenn man einen neuen Glaubenssatz mittels Affirmation festigen möchte, sie generieren aber keine neuen Glaubensätze in der Seele. Hypnose als direkten Eingriff ins Unterbewusstsein empfehle ich keinem, möchte an dieser Stelle aber nicht weiter darauf eingehen. Diese Anwendungen funktionieren wunderbar auf der mentalen Kopfebene, jedoch nicht seelisch oder körperlich. Da der Essensdrang keine Kopfsache ist, wird man mit gut gemeinten Ratschläge in diese Richtung nicht weiter kommen, geschweige geheilt. Zu Denken ist nicht nur eine Frage des Bewusstsein, es vor allem auch eine körperliche, den unser Gehirn ist ein Körperorgan, auch wenn unsere Welt meist etwas anderes vermittelt. Du kannst nicht an deinem Körper vorbeidenken, oder ihm etwas vormachen. Alles was du denkst weiss er doch auch. Die meisten körperlichen Vorgänge werden ohne unser Bewusstsein gesteuert, unser Gehirn regelt das, ohne das wir daran denken. Du merkst es also nicht, wenn dein Gehirn mitdenkt. Da zeigt sich die Deutlichkeit, dass der Mensch ganzheitlich ist und nicht nur rein seelische oder rein körperliche Probleme hat. Es ist immer beides, darum braucht es auch auf beiden Ebenen Heilung.
Innere Kritiker – die entmutigende Erziehung
Auch wenn wir als Säugling kein Urvertrauen aufbauen konnten, ist es auch dennoch möglich im Kleinkindalter dieses Vertrauen, Wertschätzung und Akzeptanz für sich selbst, durch ein liebendes Umfeld aufzubauen und zu festigen. Finden die Bedürfnisse des Kindes jedoch auch in dieser Zeit keine Erfüllung, entsteht Disstress, körperlich emotionale Spannung.
Eine ermutigende Erziehung, wo eigene Fertigkeiten und Eigenschaften dem Kind aufgezeigt werden, statt die Betonung auf Leistung und Ergebnis, ist eher etwas neues. Die meisten Eltern erziehen so, wie sie selbst erzogen wurden. So wie man mit uns umging, gehen wir dann mit uns selbst um und erschaffen unsere eigenen inneren Kritiker. Sie fungieren als Eltern-Ich oder Über-Ich und spiegeln die (negativen) Werte unserer Bezugspersonen wieder. Daher ist es nicht selten, dass wenn sich der Umgang zu uns selbst ( und den inneren Kritikern) verbessert, auch der Umgang mit anderen bessern wird. Wir werden generell gemeinschaftsfähiger, wenn wir es mit uns selbst besser haben. Wichtig ist hier auch zu wissen, dass die Ursache des Problems für die Heilung eigentlich nicht so entscheidend ist, denn sie ist mehr eine Erklärung, dient dem Verständnis, ist aber keine Entschuldigung für heutiges Verhalten. Eltern, Lehrer, ect. sind nicht als die Bösen gemeint, eher ihr vielleicht gut gemeintes, aber falsches Verhalten. Niemand ist perfekt, auch Eltern nicht. Wenn wir sie aber als Schuldigen verdammen, ist hier dringend Vergebungsarbeit nötig. Wenn nur die anderen Schuld haben und ich meinen Teil nicht erkenne, kann ich auch nichts verändern.
Gerade die klassische Erziehung mit Lob und Tadel, wenn ein starkes Wertesystem mit Belohnung und Strafe gilt, wirkt das sehr (Lebens-) entmutigend. Oft wird das von den Eltern abhängige Kind, letztlich mit dem drohenden Liebesentzug erzogen. Liebesentzug führt in der kindlichen Seele zu der Überzeugung: So wie ich bin, ist mein Platz in dieser Welt nicht sicher. Wenn Kinder sich unverstanden fühlen, suchen sie die Schuld immer bei sich. Eltern können noch so gewalttätig und übergriffig sein, ein Kind wird immer zu ihnen zurück wollen, dass ist wie ein innerer Überlebensinstinkt. Erst als Teenager oder Jugendlicher, dann wenn man nicht mehr existentiell abhängig ist, kann sich das ändern. Das Credo lautet: Wenn ich nicht so wäre, würden die anderen mich lieben. Das Kind lernt dass also seine Gefühle falsch sein müssen und spaltet sie ab, verdrängt sie und das wird normal. Das gesunde Gefühl zu sich selbst geht verloren, doch dafür hat die Seele den Glauben wieder Kontrolle zu erlangen. Es übernimmt das vorgelebte Wertesystem und hat einen Schuldigen gefunden: sich selbst. Der Innere Kritiker ist geboren. Dieser Mechanismus wiederholt sich im Laufe des Heranwachsens und prägt sich tief ins Unterbewusstsein. Im Kind entsteht so die tiefe Überzeugung des Verlassen- und Einsam-Seins. Dieses verlassene innere Kind trägt man zusammen mit dem inneren Kritiker auch noch als Erwachsener mit sich rum. Das verlassene Kind ist es jeweils, dass sich mit dem Essensdrang meldet. Es schreit, weil wir es dann nicht mit uns selbst aushalten. Der innere Kritiker schlägt auf das innere Kind ein, so dass dieses verzweifelt einen Ausweg aus dieser Schuldhaftigkeit sucht. Es sind die inneren Kritiker die uns quälend antreiben, uns zu Höchstleistungen verhelfen, aber uns auch zu völlig blockierten Selbstverdammten machen.
Doch auch diese inneren Kritiker sind nicht das Hauptproblem, sondern eher die Folge davon. Es macht auch keinen Sinn diese zu bekämpfen, sie mit Mantras oder sachlichen Fakten überreden zu wollen. Sie sind das Ergebnis des fehlenden Urvertrauens und der Anpassung. Darum ist das was wir tun können, das Urvertrauen nachreifen zu lassen. Wenn wir uns um das verlassene Kind kümmern, müssen die inneren Kritiker gehen.
Das konditionierte Kind
Jeder von uns wird mit einem inneren Wesenskern geboren, eine Seele mit einem Ur-Charakter, Einzigartigkeit, Originalität, Lebenslust, die schon vor der eigentlichen Charakterprägung da war. Es ist der Geist, der Odem, der Hauch Gottes, der freie Wille und die Anbetungsfähigkeit, die uns von Tieren unterscheidet. Wir können Leidenschaft, Ehrfurcht und Liebe in einer Dimension entwickeln, wie es anderen Wesen niemals möglich wäre. Dieser Geist oder Wesenskern, ist es der entscheidet wie und wer man wird. Er ist immer da. Er ist unzerstörbar, egal was in unserem Leben auf uns zukommen wird. Nennen wir es doch den Geist des inneren Kindes, denn er ist noch tiefer als die frühkindliche Prägung und war bereits im Mutterleib schon da. Jede Mutter wird bestätigen können, schon ein anfänglichen Grundcharakter des Fötus zu spüren. Genau dann wenn wir uns lebendig und frei fühlen, sind wir im vollen Kontakt mit dem Geist des inneren Kindes. Dann fühlen wir uns innerlich willkommen, wohl, im Einklang mit uns selbst. So sind wir innerlich erfüllt und lebenssatt.
Wenn wir den Bedürfnissen unseres Wesenskerns nicht nachkommen bleiben wir sehnsüchtig. Dieser Schmerz versuchen wir al emotionaler Esser mit Essen weg zu trösten. Unser Leben beginnt nicht irgendwann, wenn wir genug schlank sind, genug Geld haben, oder dem perfekten Partner über den Weg laufen etc., sondern jetzt.
Wenn wir als Kind lernen müssen unsere Bedürfnisse der Umwelt anzupassen oder unterzuordnen, entwickeln wir den Persönlichkeitsanteil des konditionierten Kindes. Es ist das Ergebnis des inneren Kindes unter den Kritikern und wie die andere Seite einer Medaille, ganz eng mit dem inneren Kind verbunden. Wir lernen «du musst…», «du solltest…», «du darfst nicht…» usw. und verinnerlichen diese Glaubensätze unbewusst. Sie definieren unser Normal und wir halten sie für die Wahrheit. Hier lernt der Mensch, mittels konditioniertem Kind, sich selbst (inneres Kind und seine Bedürfnisse) abzulehnen, wenn die Bedürfnisse des inneren Kindes nicht in diese Wahrheiten hineinpassen. Hier keimt der Selbsthass und die Selbstverleugnung. Das innere Kind leidet unter dem konditionierten, dass es nun sein muss, was es eigentlich nicht ist, aber glaubt nur dann angenommen und okay zu sein.
Auch wenn gewisse Dinge einem Wesenskern direkt widersprechen können, sind sie für das Gemeinschaftsgefühl unersetzlich. Es geht nicht darum das Ego des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen und Kinder nicht mehr zu erziehen, das ist falsch. Kinder brauchen Leitpersonen. Wirkliche Freiheit ist, sich frei zu fühlen, obwohl man etwas muss. Doch wenn ein Kind, das z. B. nie sehr gesellig war, dazu verdonnert wird viele Freunde finden zu müssen, entwickelt es ein konditioniertes Kind, dass ihm hilft dem eigenen Bedürfnis des Selbstgenügens, eine Persönlichkeit der Offenheit zu geben, selbst dann, wenn es nicht mehr auf Menschen zugehen vermag. Dieser Mensch wird immer dann einen Essensdrang verspüren, wenn er glaubt noch Zeit mit Menschen verbringen zu müssen, obwohl sein inneres Bedürfnis einem anderen entspricht. Für uns ist es wichtig zu verstehen, welche die Stimme des inneren Kindes, die des konditionierten oder die Stimme des inneren Kritikers ist. Manchmal verwechseln wir das eine mit dem anderen, oder nehmen eines überhaupt nicht war, weil eine andere Stimme zu laut schreit.
Das konditionierte Kind kann uns gute Dienste liefern, weshalb wir es uns überhaupt angeeignet haben. Es hilft einem emotional zu überleben, ist darum also nicht per se schlecht. Wichtig ist die schädlichen Glaubenssätze zu entlarven. Erkennen wir sie nicht, folgen wir ihnen blind und erleben uns in Gegebenheiten, wo wir das Gefühl haben nicht anders zu können. Dieses Gefühl des keine-Wahl-habens erzeugt grossen inneren Druck. Sie stammt aus der Zeit, in der wir sie als Kind wirklich nicht hatten, aber jetzt als Erwachsenen ist das anders.
Jede Familie besitzt ein unbewusstes Familienmotto, Dressate, Ängste, etc. die uns als Kinder prägten. Wir entwickeln ein Gewissen und Scham, wenn wir nicht so sind, wie wir denken sein zu müssen. Auffällig ist, dass die meisten emotionalen Esser Glaubenssätze entwickelt haben, die sie auffordern es anderen recht zu machen und sich selbst zurück zu stellen. Tun sie es nicht, meldet sich das konditionierte innere Kind mit dem Glaubenssatz und sie fühlen sich egoistisch und schuldig.
Wie bei allem was uns das Umfeld lehren will, kann unser freie Wille, der Geist des inneren Kindes, zustimmen oder ablehnen. Bei letzterem geht er in die Rebellion und bildet ein rebellierender Glaubenssatz, der bewirkt, dass man das Gegenteil tut, was verlangt wird. Wer in einer stark leistungsgeprägten Familie aufwuchs, kann also nach demselben Motto nach Leistung streben oder, wenn es ihm unmöglich erscheint, es komplett ablehnen und z. B. einen brotlosen Job führen, als Beweis, dass es eben auch ohne geht. Diese Menschen haben dasselbe verlassene innere Kind und innere Kritiker entwickelt, jedoch beginnen sie auch das Umfeld abzuwerten, um der Hilflosigkeit ein Stück Kontrolle zurückzugeben. Sie hören die inneren Kritiker genauso «Versager» rufen, reagieren aber trotzig mit «das lass ich mir nicht sagen», «es ist eh egal was ich leiste, es ist eh nie genug». Diese Menschen essen sich diese innere Spannung der Rebellion weg um gesellschaftsfähig zu sein.
Du bist nicht mehr einsam - Gottvertrauen
Kinder haben etwas unverwüstbares. Egal was ihnen widerfährt, sie bleiben bestehen. Genauso wie mit tatsächlichen Kinder verhält es sich mit unserem eigenen verlassenen inneren Kind. Wenn es verängstig, enttäuscht von der Welt, sich einsam und unverstanden fühlt, können wir mit liebevoller Aufmerksamkeit seine Wunden heilen und es wird wieder zu einem fröhlichen, lebensfrohen Kind, dass es einmal war. Auch wirklich schwer traumatisierte innere Kinder. Wir als Erwachsene müssen Verantwortung übernehmen und fast wie Eltern auf dieses innere Kind zugehen. So wird es zu dem Urvertrauen zurückfinden und gesundes Selbstvertrauen entwickeln. Auch wenn es andere Personen, Eltern, Freunde und Verwandte gut mit uns meinen und zu wissen glauben, was wir brauchen; auf diesem Weg können sie nicht helfen. Da auch der verzweifelte und entmutigte Erwachsene des verlassenen inneren Kindes (er ist ja das Produkt des verfehlten Urvertrauens) nur sehr schwer von sich aus die Kraft dafür finden kann, braucht er eine Quelle, eine Orientierung, eine Richtschnur für das woran er glauben kann (siehe Glaube). Er kann es nur in Gott finden, in Jesus Christus. Nur wir selbst und Gott, der Heilige Geist, der in uns wohnt, können genau spüren was für ein Wesenskern mit seinen Bedürfnissen in uns schlummert, welches Potential sich in uns entfalten möchte, letztlich, was unsere Berufung ist.
Das erste was jedes verlassene Kind wissen muss, ist, dass es ab jetzt nicht mehr einsam sein muss. Es gibt Menschen die brauchen das Alleinsein, doch Einsamkeit ist es was das Verlassen-Sein-Gefühl auslöst. Auch diesen Menschen möchte ich sagen, dass sie lernen dürfen nicht mehr einsam sein zu müssen. Sicherheit und Bedeutung sind die Hauptbedürfnisse jeder menschlichen Seele. Ihrem inneren Kind steht der der handlungsfähige Erwachsene zur Seite. Und weil der Mensch nicht von sich aus wertegebend ist (auch wenn er das manchmal noch glaubt), gibt es Gott, den heiligen Geist, der heilend unterstützt und in uns wohnt, direkt bei unserem inneren Kind. Denn woran kann sich denn auch der Erwachsene orientieren, wenn er es nicht bei sich selbst oder in der Welt finden kann. In klassischen Therapien sind nun die Klienten vom Therapeut abhängig, der ihnen sagt was gut und schlecht ist. Doch ich bin der Meinung das er auch nur Mensch mit Prägungen und Fehler ist. Dieser mag studiert haben, aber das ist auch einfach eine Wahrheit von der Welt, von Menschen gemacht. Daher glaube ich, können wir Menschen uns gegenseitig nur therapeutische Beratung aber nicht ganze Therapie schenken. Therapeut ist der der alles weiss, der absolute Gewissheit über Gut und Schlecht hat und das ist Gott.
Es stimmt insofern wenn es heisst, du kannst nur dir selbst helfen. Du hilfst dir selbst, wenn du dir erlaubst, dich von Gott helfen zu lassen und ihn als Ratgeber, Richtschur, als die Wahrheit annimmst, doch aus dir selbst heraus kannst du es nicht. Wenn du dich im Wald verläufst, geht es nicht darum den richtigen Weg hinaus, in dir selbst zu finden, wenn die Welt dir 100 verschiede Wege zeigt, die nur im Kreis herum führen. Der Mensch hat nur das Gottvertrauen, nach dem er sich richten kann. Diese heilende Ur-Liebe ist es, die uns vor der Selbstzerstörung rettet und uns hilft mit Gott und sich selbst zu versöhnen. Es geht nicht um Selbsterlösung und die eigenen schlechten Seiten (konditioniertes Kind, innere Kritiker) lieben zu lernen. Das ist der Mainstream der Welt, das hilft aber dem inneren Kind nicht. Innere Kritiker und das konditionierte innere Kind verschwinden, wenn das innere Kind diese nicht mehr braucht und mit sich und Gott versöhnt ist. Schlechtes ist schlecht. Schlechtes, wie Selbsthass und Selbstverachtung braucht Vergebung und Versöhnung und das ist furchtbar unbequem, aber der Anfang von Heilung!
Gerade Menschen die Liebe, sorgsame Zuwendung und respektvoller Umgang in ihrer Kindheit nicht gelernt haben, ist diese Erfahrung der Versöhnung mit sich selbst bahnbrechend. Und woher lernt sie das jetzt? Von dem Liebesangebot von Gott, dem was Jesus lernt, seine Wahrheit für uns. Wir dürfen Sicherheit und Bedeutung von ihm, von Gott persönlich erhalten. Wenn du dich noch nicht zu den (inneren) Kinder Gottes zählen kannst, dann wird es Zeit ein Gebet zu sprechen, dass Gott dein Herr wird und es nicht mehr die Welt ist. Glaub mir, du kannst nichts verlieren, wenn du es aussprichst, auch nicht, wenn du nicht wirklich daran glaubst, aber ich garantiere dir, dass sich etwas in deinem Leben verändern wird.
Gottes Liebe
So nur mit Beten ist es leider nicht getan. Jetzt hast du die Grundquelle für deine Lebenskraft geschaffen, aber deine Seele muss mit ihrem freien Willen noch etwas arbeiten. Der freie Wille ist ein grosses Geschenk und gleichzeitig eine sehr hohe Verantwortung, die uns Gott zugetraut hat. Nur mit einem freien Willen ist echtes Entscheiden und echte Liebe möglich. Liebe ist dabei weniger ein Nomen, sondern eher ein Tun-Wort: lieben. Liebe ist das wohl meistverkorkte Wort unserer Zeit. Oft erwarten wir von anderen, insbesondere von Gott eine Art Baby-Liebe. Wir sollen verhätschelt werden, uns alle Lasten abgenommen und unser Leben schön in Watte gepackt werden. Doch Gottes echte wahre Liebe ist nicht so. Gott schenkt Würde. Würde ist etwas das wir uns selbst nicht gelernt haben zu geben, wenn wir süchtig sind. Sucht ist zu tiefst entwürdigend. Knechtschaft ist entwürdigend, doch Gott nimmt dich für voll. Er traut dir was zu. Er glaubt, dass du es packen kannst. Er will, dass du lernst auf eigenen Füssen zu stehen, echte Freiheit erlebst und Abhängigkeiten los wirst, die dir nicht gut tun. Er will aus dir nicht ein abhängiges Baby machen, sondern eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit. Er respektiert deine Entscheidungen, auch wenn es nicht die richtigen sind. Er hört dir zu und merkt sich jedes Wort. Er traut dir zu eine eigene Meinung zu bilden und Konsequenzen zu tragen. Er meint es ernst, wenn er sagt dass er dich liebt. Gott selbst ist stark, darum verfällt er nicht in eine Co-Abhängigkeit mit deiner Sucht. Er wird dir knallhart die Wahrheit sagen, der Heilige Geist, der nun in dir ist wird es dich lehren, wenn du ihn lässt. Du wirst nicht alles gut und toll finden, manchmal wirst du ihn auch hassen, doch Gottes Liebe hält das aus. Hass ist nicht das Gegenteil von Liebe, es ist Gleichgültigkeit und das ist in unserer Welt weit verbreitet. Gott wird mit dir kämpfen, mit dir fallen und wieder aufstehen. Du bist nicht mehr allein, denn Gott sieht alles. Und weiss alles. Und er meint es wirklich gut mit dir, wie ein weiser Vater der es besser weiss, als sein noch unweises Kind. Gott liebt dich. Gott kennenlernen und eine persönliche Beziehung mit ihm aufzubauen ist ein Weg der so oder so begangen werden muss. Mit ihm als neue liebevolle Eltern können wir lieben lernen, unser inneres Kind nachreifen lassen, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und in das Leben zu treten, das er sich für uns gewünscht hat. Ich wünsche dir den Mut dazu.
Der Heilige Geist als innerer Wächter
Das heimtückische an Suchtverhalten ist, dass es nicht so leicht zu durchschauen ist. Schon bald merkt man dass man in Situationen rückfällig wird, die einem Unbehagen bereiten, aber scheinbar auch in solchen, die offensichtlich keinen Anlass bieten. Doch es muss das verlassene einsame Kind sein, dass sich hier meldet. Es ist immer das verlassene Kind und es ist hungrig geblieben. Nun wir können eine wunderbare Zeit mit Menschen verbringen und uns trotzdem innerlich einsam fühlen. Ja es kann uns so vollkommen seltsam vorkommen, weil wir uns doch ganz «normal» verhalten. Wie das? Womöglich ist innere Einsamkeit eine Normalität für uns. Wenn wir also etwas an unserer Problematik verändern wollen, müssen wir dem nachgehen.
Eine erstaunliche Fähigkeit von konditionierten Kindern Essgestörter ist, Menschen von Gefühlen zu erzählen, sie aber nicht daran teilhaben zu lassen. Man glaubt, wenn man anderen von vergangenen Geschehnissen erzählt, sie an sich ran zulassen. Tatsächlich ist erst das zeigen von Emotionen ein geteiltes Gefühl. Wenn ich jemandem nur davon erzähle wie traurig ich bin, in seiner Gegenwart aber nicht traurig sein kann oder darf, bleibt das innere Kind einsam. Es darf dann darüber sprechen, es aber nicht zeigen. Es benötigt eine Portion Vertrauen (Urvertrauen), jemand an sich heran zu lassen, eine gewisse Selbstoffenbarung oder Entblössung, in Gegenwart anderer seinen Gefühlen, oder seinem Sein Raum zu geben. Wir brauchen eine neue Instanz in uns, die uns Weisheit für uns lehrt und uns dabei unterstützt zu erkennen, was angebracht oder unzumutbar ist. Ich empfehle dafür den Heiligen Geist als wahren inneren Wächter. Er kann dem Erwachsenen in uns Weisheit schenken, so dass dieser dem inneren Kind liebevoll Mut zusprechen, den inneren Kritiker die Wahrheit verkündigen und dem konditionierten Kind Einhalt gebieten kann. Der Heilige Geist ist der ICH-Stärker. Wenn wir niemandem diese Rolle der Richtschnur, der Referenz zusprechen, wird es immer wieder die Essstörung das als falscher Wächter übernehmen. Es ist der Erwachsene in uns, der das innere verlassene Kind nicht richtig versorgt, die Kritiker ungehindert sprechen lässt und das konditionierte Kind machen lässt. Wenn wir in diesen Teil eingreifen, haben wir die Möglichkeit der Anspannung die Spannung zu nehmen. Darum ist es wichtig, es gar nicht mehr zur Spannung kommen zu lassen. Die Essstörung als Wächter funktioniert wie die inneren Kritiker. Der Unterschied zwischen beiden ist nur, dass sich die Kritiker bösartig, negativ und der Wächter sich positiv, heimtückisch äussert. Heimtückisch, weil es die verführerische Stimme der Sucht ist, die Ausrede, die verspricht Linderung zu verschaffen, aber in Wirklichkeit das Problem verschärft. Wenn es uns gelingt dem Heiligen Geist, seiner Wahrheit über uns glauben zu schenken, machen wir einen noch anfangs kleinen, mutigen Schritt in ein neues Denken und neues Verhalten.
Folgende Anleitung, die ich auf dem Blogeintrag honigperlen.at der Mentaltrainerin und Systemischer Coach Melanie Pignitter (Heile dein inneres Kind!, 9. April 2017) gefunden habe, gibt eine kurze Beschreibung dazu, wie wir unserem inneren verlassenen Kind z. B. begegnen können.
"Die folgende Methode aber kann jeder, der sich mit dem Ablauf wohl fühlt, nach eigenem Ermessen anwenden:
Welche Ereignisse in deiner Kindheit, die du als negativ oder schlimm empfunden hast, fallen dir ein. Begib dich dazu bitte nicht auf die grosse Suche. Es geht nicht darum auf Biegen und Brechen etwas Negatives zu finden. Notiere dir daher nur spontane Erinnerungen, die sich immer wieder einmal in deine Gedanken schleichen.
Lass die erste Erinnerung vor deinem inneren Auge entstehen. Beobachte von außen wie es dem Kind ergeht. Auch wenn der Auslöser für die negativen Gefühle bloss ein Eis oder eine schlechte Note war. Der Kleinen ging das trotzdem ziemlich nahe.
Frag dich, was das kleine Kind damals gebraucht hätte, damit es ihm besser gegangen wäre. Vielleicht eine Umarmung? Ein paar liebevolle Worte? Das Gefühl von Sicherheit? Zu wissen, dass es immer geliebt wird? Jemanden der es beschützt – der ihm zuhört – der hinter ihm steht?
Und nun Jahre später hast du in deiner Vorstellung die Möglichkeit dem Kind von damals genau das zu geben, was es gebraucht hätte. Nimm die Kleine in den Arm. Flüstere ihr zu, wie sehr du sie liebst oder sag ihr wie grossartig du sie findest.
Idealerweise wiederholst du diese Übung so oft, bis sich das kleine Kind in dir dann tatsächlich so sehr geliebt fühlt, dass es wieder wachsen kann. Zum Beispiel einmal in der Woche über die nächsten zwei bis drei Monate hinweg.»
Wenn du nun keine Ahnung hast, wie du deinem inneren Kind das geben kannst was es braucht, gibt es ja noch Gott, Jesus und den Heiligen Geist, den du um Rat fragen kannst. Wenn du dann ganz genau hin spürst bin ich mir sicher, dass sie dir eine Antwort haben. Ganz bestimmt.
Wenn wir uns mit unseren Verletzungen konfrontieren, erleben wir uns meist als Opfer und jemand anderes als Täter. Ganz unabhängig von Bewertung, lässt uns diese Position in einer Unfreiheit. Solange wir auf eine Entschuldigung des Täters warten, bleiben wir mit der Schuld in dem Ungerechtigkeitsgefühl. Das schlimme ist, dass selbst die Entschuldigung das Geschehene nicht ungeschehen macht. Doch überall wo wir hingehen schleppen wir diese Last mit uns mit und warten bis der Schuldige sich seine Schuld eingesteht und wir darauf hoffen, ihm dann die Last zurück geben zu können, wenn nicht noch mehr (Rache). Das gemeine ist, dass die meisten, auch wir selbst, es nicht immer merken, wenn wir schuldig werden. Und wenn doch, braucht es eine grosse Portion Demut sich das einzugestehen, echte Reue und noch viel mehr um demjenigen, an dem wir schuldig geworden sind, um «Ent-Schuldigung» bitten zu können. Wenn Wunden nicht fachgerecht gesäubert werden, eitern sie weiter vor sich hin und können zu Geschwüren anwachsen, deren Bitterkeit unser Leben vergiftet und zermürbt. Als Opfer werden wir so doppelt leiden. Wenn wir vergeben befreien wir uns mehr selbst, als unseren Schuldigen. Wir hören auf diese Last weiter mit uns mit zu tragen und geben sie Gott, dem wahren Richter, dem Herr über Gerechtigkeit und Vergeltung. Jesus lehrt, dass uns Menschen das Richten nicht zusteht. Er lehrt auch «Auge um Auge, Zahn um Zahn» und meint damit, dass wenn wir dem einen ein Auge bzw. ein Zahn nehmen (also schuldig werden), müssen wir ihm auch wieder ein Auge ersetzen bzw. Zahn. Doch weil meist kein ganzer Ersatz möglich ist, sollten wir niemandem etwas nehmen und wenn es uns passiert ihm lieber vergeben, als über ihn zu richten, auch wenn das zugegeben nicht so einfach ist. Als Schuldigen erkennst du nie den Wert, dem du jemandem genommen hast. Wenn dass Opfer auf Genugtuung aus ist, wird es nie Frieden finden, denn es wird nie hinreichend bekommen, was es sich davon erhofft. Verletzungen müssen heilen, darum vergebe, dass die Wunde sich sauber schliessen kann. Lass los und werde frei um deinetwillen. Niemand hat es verdient, dass du für ihn den Leben opferst. Du bist zu kostbar, nur Gott könnte diese Last aufwiegen, doch kein Wert oder Mensch dieser Welt.
Dier Schritt braucht sehr viel Kraft. Es hilft wenn man zum Beispiel im Gebet zusammen so zu sagen mit Jesus als Anwalt vor Gott dem Richter tritt und ihm all seine Lasten übergibt. Der Angeklagte muss nicht mal anwesend sein, aber du wirst gehört, dein Schmerz wird gehört und Gott kann das Urteil fällen. Dann kannst du Abschiednehmen und es gehen lassen, es ist dann nicht mehr in deiner Hand, vorausgesetzt du willst es nicht behalten, als Pfand für ein gestohlenes Leben. Doch wir es das Wert sein? Dein inneres verlassenes Kind wird so niemals Trost finden. Niemals. Dieser Weg kann Dauern und er darf so viel Zeit benötigen wie er braucht.
Mit unserem Körper und unserem inneren Kind müssen wir den gleichen Prozess durchleben. Nur sitzen wir diesmal nicht als Opfer sondern als Täter vor Gott. Opfer werden meist selbst zu Tätern, so auch wir. Dein Körper hätte bestimmt einige Punkte die er Gott vortragen könnte, meinst du er würde es tun. Auch diesmal wird Jesus nicht von deiner Seite weichen, er würde dich verteidigen, aber nicht entschuldigen. Gott sieht dass du deine Gründe hattest so zu handeln. Gott wird dich bitten zu erheben, damit er sein Urteil sprechen könnte. Du folgst und Jesus wird sich dir lächelnd zuwenden und dir flüstern dir keine Sorgen zu machen. Gott wird sprechen das du in allen Punkten freigesprochen bist und du als freier Mensch gehen hast. Jesus hat für dich die Sünde, deine Schuldigkeit, jegliche Schuldigkeit, am Kreuz bezahlt. Was? Denkst du dir! Die Schuld an meinem eigenen Körper? «Ja», wird Gott wohl sagen, «auch die Schuld an deinem Körper.» «Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!« (1. Kor 6, 19-20)
Dein Körper wird dir so manches verzeihen. Dein Körper hat die heilige Fähigkeit sich selbst heilen zu können, wenn die Seele ihn lässt. Wir sind Herr über unseren Körper und wer ist Herr über uns? Wenn es nicht Gott ist, könnte es alles Mögliche sein und uns im Glauben lassen wir wären es selbst. Doch Herrschaft heisst auch Verantwortung. Regieren bedeutet Konsequenzen tragen zu müssen. Das beste wollen für sein Volk, in dem Fall unseren Körper. Und dann meint Gott noch dass er sogar ein Tempel ist. Ein Palast für den Heiligen Geist. Das würde auch deinem inneren Kind gefallen! Oje denkst du dir vielleicht. Ich kann es verstehen, mir ergeht es genauso.
Jeder von uns trägt die volle Verantwortung über unseren Körper. Gott hat ihn uns anvertraut, mit unserem ersten Atemzug, als einen treuen Diener für unsere Seele, der für uns sterben wird, wenn seine Zeit gekommen ist. Dein Körper ist auf deiner Seite. Wenn du zu ihm ungerecht und deinem inneren Kind bist, wird Gott sein Recht sprechen. Selbstgerechtigkeit gilt nicht. Du kannst dich nie selber ent-schuldigen. Auch nicht, wenn du an dir selbst schuldig wirst. Du gehörst dir nicht selbst, wir gehören Gott oder einem anderen Herr dieser Welt. Wenn dann nicht Jesus dein Fürsprecher sein wird, kann dir niemand deine Schuldigkeit nehmen. Und das «nur» in Bezug auf deinen Körper und deine eigenen Seele. Wie sieht es mit dem Rest deines Lebens aus? Wir Menschen können nicht anders, wir werden immer andere verletzten gewollt oder ungewollt. Es gibt immer einen Grund uns auf die Anklagebank zu setzten. Satan ist der Ankläger schlecht hin. Er wird nichts unversucht lassen dich mit ihm in die Hölle zu zerren. Und was bleibt Gott auch übrig, er ist gerecht. Wärst du das Opfer würde er auch für dich das Recht sprechen lassen. Doch genau das ist letztlich das Evangelium. Gott wusste, dass der Mensch seit dem Sündenfall Hilfe braucht. Gott hatte die Hölle, die Verdammnis nicht für Menschen erschaffen, sondern für den Teufel und seine Dämonen, wo alle Ungerechtigkeit hin muss, sie kann nicht bei Gottes Heiligkeit sein. Der Mensch könnte es niemals schaffen schuldfrei zu sein. Alles was er braucht ist Jesus als Herrn zu haben, der für ihn vor Gott spricht, ihm seine Heiligkeit schenkt, damit Gott und der Mensch wieder zusammen sein können. Mehr braucht es nicht. Doch wenn menschlicher Stolz ein Leben wert sein soll, wird Gottes Gerechtigkeit ihr Urteil finden. Und er wird um jeden Menschen weinen, der seine Schuldigkeit nicht anerkennen konnte.
Nun Versöhnung mit unserem Körper und unserer Seele (inneren Kind) bedeutet aufrechte Reue und Wiedergutmachung. Es wird uns wohl nicht gelingen das «Auge um Auge, Zahn um Zahn»-Prinzip umsetzen zu können. Doch unser Wohlwollen ist unserem Körper schon Dank genug. Wenn du ihm beginnst zu ehren, wird deine Behausung vielleicht wirklich zu einem kleinen Tempel. D. h. nicht dass du dich jetzt selbst anbeten musst, sondern deinem Körper und deiner Seele in Würde zu begegnen, ihnen Dankbar sein, sie zu respektieren und anfangen ihre Bedürfnisse anzuerkennen. Ich garantiere dir, dass es dich verändern wird.
Sinn im Leid - Resilienz
Etwas, dass ungemein tröstlich sein kann, wenn Wunden zu heilen beginnen, ist der Gedanke, dass das erlittene Leid einen Sinn haben könnte. Nicht selten wachsen unsere grössten Stärken aus Ungerechtigkeit und einem Überlebenskampf heraus. Wer könnte z. B. nicht besser mit Vergewaltigungsopfern arbeiten, als Menschen die selbst eine Vergewaltigung erlebt bzw. überlebt haben? Nur sie wissen ganz genau was diese Menschen brauchen, damit ihre Wunden heilen. Viele Menschen denen Schweres wiederfahren ist und die es überstanden haben, tragen die wertvollen Früchte der Resilienz. Resilienz ist das Immunsystem der Seele, die Fähigkeit des Steh-auf-Männchens, des Nicht-unter-kriegen-lassens. Menschen die aus einem tiefen Tal herausgefunden haben, tragen oft die Schätze der Reife, der Weisheit, Gelassenheit, Barmherzigkeit und Lebensfreude. Wir lernen in Schwierigkeiten uns selbst zu helfen. Warum lässt der liebe Gott das Leid zu, lässt sich auch z. T. mit dieser Tatsache beantworten. Gott meint es gut mit uns auch wenn uns Schlimmes wiederfährt, es könnte uns am Ende zum Guten dienen. Auch die Menschen die er in unser Leben lässt, kann er uns wieder nehmen, aber auch nur weil sie uns nie wirklich gehört haben. Nichts in dieser Welt gehört uns, auch wir uns selbst nicht. Gott will uns aber beschenken und uns verhelfen solche Schätze mit uns zu tragen, die wir oft nur durch Resilienz mit Wüstenzeiten und Todestäler gewinnen können. Er ist die Quelle des Lebens, der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens. Das sind die Schätze, die wir mit keinem Geld der Welt kaufen können. Nur Gott kann uns den Zugang (Schicksal) dazu ermöglichen. Und er ist bei jeder deiner Träne dabei. Sei dir gewiss dass Gott dir alles mehrfach zurück geben wird. Vielleicht erst im Leben nach dem Tod, doch seine Gerechtigkeit überdauert alles und gilt in Ewigkeit.
Es ist etwas sehr ungewöhnliches einem übergewichtigen Menschen selbst die Verantwortung für seine Ernährung zu übergeben, aber es ist genau das was ihn heilen wird. Er hat durch seine häufigen Kontrollverluste die Erfahrung gemacht, dass er es genau nicht kann. Jetzt darf er lernen, dass er es kann. Der Fehler lag in der Kontrolle als falsche Machtausübung. Dieser Selbstterror lässt die Seele hungrig bleiben. Wir brauchen keine Antreiber, sondern liebevolles Interesse an uns selbst. Man muss Essgestörten Menschen nichts neues über gesunde Ernährung oder Sport erzählen, sie brauchen keine Ernährungsberater, in der Regel sind sie da schon richtige Experten. Es haperte ja nicht in der Theorie, sondern der Praxis. Und auch da wird so manch Normalgewichtige erstaunt sein, wie sportlich man als Übergewichtige sein kann. Interessanterweise essen sehr dicke Menschen fast weniger als sehr dünne Leute. Sie essen vielleicht zu einer Tageszeit, die es dem Körper erschwert optimal zu Verdauen oder sie essen vielleicht kleine Portionen, aber zu häufig über den Tag verteilt. Ihr Stoffwechsel und Körper ist meist so aus dem Gleichgewicht von Jojo-Diäten über Abführmittel, Lightprodukten zu Diätpillen, dass dieser mit normalen Essensportionen sogar zunimmt. Da ist es nicht einfach wieder zu einem normalen Körpergefühl zurückzufinden. Das Vertrauen in den eigenen Körper muss von Grund auf neu gelernt werden. Aber es ist möglich. Das kann einem niemandem abnehmen, noch verkaufen. Wer mit Jesus diesen Weg geht ist nicht allein, denn selbst ein Berater bleibt ein Aussenstehender. Er kann nie ganz sicher wissen, was man gerade braucht.
Meist ist da die überwältigende Angst ohne Kontrolle in kürzester Zeit 150 kg zu wiegen. Die Vorstellung, dass der Körper auf unserer Seite ist, ist nicht die gängige Meinung. Die Welt will dir eher erzählen, dass du deinen Körper in die richtige Form bringen musst, weil er dass von alleine nicht kann, wie ein streunender Hund. Doch wenn du dich zu dick fühlst, dann fühlt sich dein Körper zu dick, dann weiss er, dass er eigentlich anders wäre und passt das Hunger und Sättigungsgefühl an. Wenn unsere Seele dann trotzdem emotional essen will, kann er nichts dafür. Es ist wissenschaftlich erwiesen, das selbst Kleinkinder für sich selbstbestimmt die optimale Nahrungsauswahl treffen können. Phasenweise essen sie von einem Lebensmittel mehr, dann wieder weniger, aber selbst bei Krankheiten leitet sie ihr Appetit instinktiv. In der Schwangerschaft merken Frauen auch ganz deutlich mit komischen Gelüsten, was ihr Körper jetzt dringend braucht. Dieses Urwissen oder Urvertrauen ist auch in deinem Körper. Es ist unsere Seele die lernen muss, dass das Essen sie nicht emotional sättigt, sondern nur stillhält.
Also wenn ich meine, dass wir uns wieder alles erlauben dürfen zu essen, meine ich nicht das Gegenteil der Kontrolle hin zu Völlerei und übermässigem Essen. Das wäre purer Trotz oder Verbotsmüdigkeit als Kehrseite der Überreglementierung. Damit sind wir immer noch in der Kontrollspirale, wir rebellieren nur. Das sollte nicht das Ziel sein.
Appetit lenkt unsere Versorgung. Wenn unser Körper z. B. gut kennt, kann er uns Lust auf Bananen machen, wenn er Magnesium braucht. Kennt er nur Schokolade, wird er uns auf Schokolade Lust machen, denn dort findet sich auch Magnesium. Es braucht also schon unseren Teil, dem Körper die gesunden Nahrungsmittel zu zeigen. Es verwirrt unseren Körper wenn wir künstlich gesüsste, oder mit Aromen verfälschte Lebensmittel, Fastfood oder Fertiggerichte essen. Wenn wir Lust auf einen Erdbeerriegel bekommen, will der Körper Erdbeeren und nicht einen zuckerigen Energieriegel. Aber wenn er wirklich nach Schokolade schreit, sollten wir sie ihm geben. Das wieviel müssen wir dabei gut erspüren. Kein Körper will zwei Tafeln Schokolade. Aber vielleicht schaffst du es dir ohne schlechtes Gewissen zwei Reihen oder die halbe Tafel zu gönnen und du wirst sehen, dass du beim nächsten Mal vielleicht gar keine Lust mehr auf Schokolade verspürst, sondern sich nur Gewohnheit meldet.
Es ist erstaunlich, wie sich unser Geschmackssinn verändern lässt. Wie bei Rauchern, die den Rauch gar nicht mehr riechen können, ergeht es z. B. Zuckersüchtigen. Hören ehemaliger Raucher mit dem Rauchen auf, werden sie zu den empfindlichsten Nicht-Rauchern und stören sich am kleinsten Qualm-Wölkchen. So erleben es Zuckersüchtige, sie schmecken plötzlich wie süss alles ist und können bestimmte Lebensmittel gar nicht mehr essen. Alles eine Frage von Gewohnheit.
Merkst du, dass dein Suchtverhalten vor allem an bestimmte Lebensmittel gekoppelt ist (Binge-Eating), hilft es dir vielleicht tatsächlich eine Weile davon abstinent zu sein und in einem weiteren Schritt dich langsam heran zu tasten. Erlaube dir nicht von Anfang an alles können zu müssen. Nur wir selbst können uns dort abholen wo wir sind. Wir werden uns nicht dort finden, wo andere meinen, dass wir zu stehen glauben.
Auch beim Bewegungsdrang ist es dasselbe. Wenn man nie den Drang für Bewegung verspürte, darf man dazu auch sensibel werden. Vielleicht ist am Anfang erst ein Impuls da seine Arme zu Bewegen und zu strecken. Dann sollte man dem unbedingt nachgehen. Mit der Zeit wird man merken, dass der Körper ganz natürlich nach mehr Bewegung verlangt und wie gut es einem tut. Es braucht viel Zeit Geduld, Übung und viel Vergebung für dich selbst.
Gebe dir die Chance neue Erfahrungen zu machen. Gebe dir eine echte Wahlmöglichkeit und du wirst merken, dass du mehr richtig als falsch entscheiden kannst. So wächst Vertrauen, auch in dich selbst und deinen Körper. Plötzlich wirst du merken, wie viel freie Zeit dir bleibt, wenn du dich nicht wie ein Kontrolleur in Vollzeitbeschäftigung über dir wachen musst.
Du wirst plötzlich viel, sehr viel freie Zeit zu Verfügung haben, wo du dich auf Dinge konzentrieren kannst nach dem sich den Herz, dein inneres Kind, wirklich sehnt. Dein Leben bekommt Platz für eine wahre Berufung und die gilt es herauszufinden und auszuleben. Denn das gehört zu einer richtigen ganzheitlichen Heilung dazu. Das Leben möchte gelebt werden und was dir Sinn und Freude bereitet ist der Auftrag wozu Gott dich in die Welt geschickt hat. Er hat nämlich einen wunderbaren Plan für dich, für jeden von uns. Er kennt deine Talente, deine Neigungen und Vorlieben. Er weiss einen ganz bestimmten Platz für dich wo deine Seele, dein inneres Kind, voll aufblühen kann (Mehr dazu im Thema Berufung). Lass ihn dir von ihm zeigen und erfahre wie schön das Leben ist!
Als Letztes möchte ich dir den Psalm 139, 14 mit auf deinen Weg geben:
(Herr) Ich danke dir dafür, dass ich so wunderbar erschaffen bin, es erfüllt mich mit Ehrfurcht. Ja, das habe ich erkannt: Deine Werke sind wunderbar!
Sei gesegnet, Gott ist mit dir!