Teil 2 der Serie über Torheit
Quellen: Johari-Fenster Text und Bild von Wikipedia; Würde, Gerald Hüther ; ICL Seminare
Vorwort
In Teil 1 beschrieb ich die "Theorien der Dummheit" von Bonhoeffer und Cipolla mit Anmerkungen von Werle. Hier nochmal seine 3 Kennzeichen:
Selbstüberschätzung durch fehlende Selbstreflexion/Selbstkenntnis
Empathielosigkeit und Unverständnis/Arglosigkeit über dessen Konsequenzen/Folgen
Ignoranz der Wirklichkeit, getreu dem Motto: «Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden (Zitat Bonhoeffer).
Besonders während der Pandemie war man ja scheinbar nur so von Dummen umgeben. Alle, die die Massnahmen in Frage stellten, waren neben Idioten und Asoziale, natürlich Dumme. Aber auch alle die sie befürworteten oder einfach stumm blieben, waren «dumme Schlafschafe». Denn auch wer nicht offen mit protestierte, hat mitgemacht.
Ich möchte hier nicht weiter darauf eingehen (das tue ich im 3. Teil), sondern versuchen einen Blick auf unsere Wahrnehmung zu werfen, mit dem was ich darüber weiss. Vielleicht bewegt das ja den einen oder anderen darüber nachzudenken.
Die Dummen sind immer nur die anderen
1. Selbstbild und Fremdbild
2. Würde und Selbstbild
3. Verschiedene Perspektiven
4. Apperzeption
Immer dann, wenn alle sich wieder mal streiten und der Meinung sind, mit absoluter Sicherheit den Durchblick über eine Situation zu haben, weiss ich, dass die Wahrheit mindesten 3-dimensional ist; meine Sicht, die der anderen und Gottes Sicht. Und wenn wir Menschen nicht gewillt sind etwas aus einer höheren Perspektive zu betrachten, befinden wir uns sogar im 2-Dimensionalen Bereich. Das ist tatsächlich sehr beschränkt.
Stell Dir vor, vier taub-blinde Leute stehen um einen Elefanten. Einer bekommt den Rüssel und ein anderer die Ohren, der Dritte ein Bein und der Vierte den Bauch. Sie würden alle etwas anderes über den Elefanten behaupten. Umso eindrücklicher wenn da ein Gott ist, der den Elefanten sogar sehen und hören kann. Er besitzt mehr «Sinne», als wir Menschen. Darum können wir auch nicht immer verstehen, wie Gott entscheidet und erklärt was ein weiser Umgang mit dem «Elefanten» wäre. Den einen spricht es an, aber die drei andere müssen aus Vertrauen einfach blind und taub gehorchen.
Ein gutes Bild zum Thema Perspektive, zeigt auch das Johari-Fenster. Die beiden amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham sind seine Urheber. Mit Hilfe des Johari-Fensters kann der so genannte „blinde Fleck“ im Selbstbild eines Menschen dargestellt werden. Zudem zeigt es auch schön, wie hilfreich Selbstreflexion für uns ist.
Unsere Sicht ist immer begrenzt. Wir können nur das sehen, was man uns gezeigt und erzählt wird, sowie wir erleben und erfahren können und umgekehrt, was wir andere wissen lassen. Das ist der Öffentliche Bereich oder meine «Öffentliche Person». Doch all das, ist nie die ganze absolute Wahrheit. Ich weiss von mir Dinge, die andere nicht wissen (mein Geheimnis) und andere wissen Dinge, die ich nur erfahren kann, wenn sie es mich wissen lassen. Da bin ich wie «blind».
Und dann gibt es noch die Dinge von denen ich nichts weiss und andere auch nichts wissen können, die aber trotzdem existieren. Das Unbekannte oder Unbewusste. Du kannst aber absolut sicher sein, dass Gott sie kennt.
Manch Unbekanntes und auch blinde Flecke kann man in der Beratung und Seelsorge durch Selbstreflexion ins Bewusstsein holen. Meistens verändert das die bisherige Sicht langfristig, weil da plötzlich zur bisherigen Sicht weitere Faktoren dazu kommen. Das ist spannend und lehrt einem die Demut, dass Meinungen, Vorurteile und Sichtweisen immer einseitig, subjektiv, veränderbar und darum auch manipulierbar sind im Positiven und Negativen. «Nur sehen was man sehen will», ein absolut zutreffendes Sprichwort. Wir können leider von anderen in unserer Sichtweise gelenkt werden, aber auch wir selbst können unsere Sicht selber lenken und gegensteuern. Meine Sicht der Dinge dient letztlich immer meinem Lebensstil.
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