Meine Zusammenfassung und weitere Inspirationen:
Bronnie Ware beschreibt durch ihre pflegerische Arbeit am Sterbebett diverser Menschen, was jene am meisten bereuten, wenn sie auf ihr Leben zurückblickten. Es sind Einsichten, die unsere Leben verändern könnten. Was zählt am Ende wirklich? Auf diese Punkte könnte es ankommen:
arbeite nie so viel, dass Du es bereuen könntest
habe den Mut Dir immer treu zu bleiben
traue Dich, zu deinen Gefühlen zu stehen und sie auszudrücken
halte den Kontakt zu deinen Freunden
gönne Dir mehr Freude
Ich ergänze gerne um den weiteren Punkt:
erkenne Gottes Gnade so früh wie möglich
Literatur: Bronnie Ware, 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen – Einsichten, die ihr Leben verändern werden, Wilhelm Goldmann Verlag (Verlagsgruppe Random House GmbH), München, 2012

1. Ich wünschte ich hätte nie so viel gearbeitet
Ein alter Mann hatte Frau und Kinder. Das Ehepaar hatte genug Geld zur Seite gelegt, um einen schönen Lebensabend zu verbringen. Der Mann glaubte aber immer, dass es zu wenig sei. Seine Frau meinte darauf stets, dass sie ja ihr riesiges Haus verkaufen könnten, was er jedoch nicht wollte. So zog sich das einige Jahre hin. Seine Frau war nach dem Auszug der fünf Kinder einsam und plante viele Reise-Projekte, die sie aber wegen seiner Arbeit nie umsetzten konnten.
Sie hätte die Ehe gerne wieder neu aufleben lassen. Der Mann genoss jedoch den Status bei seiner Arbeit, seine Rolle die er dort hatte. Die Arbeit selbst fand er jedoch nicht halb so erfüllend. Erst, als seine Frau ihn unter Tränen bat, endlich in den Ruhestand zu gehen, merkte er, dass sie beide alt geworden waren und nicht ewig leben würden. So willigte er ein in einem Jahr aufzuhören. Es war ein Kompromiss für seine Frau, aber sie war einverstanden.
Im Nachhinein weiss er, dass er sehr selbstsüchtig war. Nachdem nun endlich der Traum seiner Frau langsam Wirklichkeit werden würde, begann sie voller Elan eine grosse Reise zu buchen. Ein paar Monate später klagte sie jedoch erstmals über Magenschmerzen, die nicht besser wurden. Beide schenkten dem keine weitere Beachtung. Doch es wurde immer schlimmer. Drei Monate vor dem beschlossenen Ruhestand des Mannes, starb seine Frau.
Er war natürlich schon vorher in Ruhestand getreten, um noch ein paar letzte Tage mit seiner Frau zu verbringen. Trotz dessen plagten ihn seither Schuldgefühle. Er erklärt sich sein Verhalten mit Angst. Er jagte immer dem Besseren nach, mehr Erfolge, mehr Anerkennung. Doch eigentlich reicht es schon einfach ein guter Mensch gewesen zu sein, wie er auf dem Sterbebett merkt.
Man sollte mehr Zeit mit Menschen oder Dingen verbringen, die man liebt.
Wenn wir etwas von dem alten Mann lernen können, dann, dass das Glück nicht auf einen wartet. Arbeit sollte nie dein ganzes Leben ausmachen, auch wenn dir Status wichtig ist, oder du deine Arbeit liebst. Es ist wichtig generell Sinn im Leben-leben zu finden, nicht nur in einem Bereich. Und Geld sollte nie ein Hindernisgrund sein. Nichts schmerzt mehr, als verpasstes Lebensglück.
Unter dem Titel wird auch noch eine andere Lebensgeschichte erzählt. Eine Frau hatte ihre Arbeit geliebt, aber zu viel Gewicht auf das Ergebnis gelegt. Jeder von uns hat mindestens ein Talent, dass er anderen zu Gute kommen lassen kann. Alles wird einfacher, wenn uns Menschen klar ist, wie sehr wir uns gegenseitig brauchen, beeinflussen und voneinander abhängig sind, statt ständig in Konkurrenz oder Angst zu leben. Die Frau vergas neben ihrem Fokus auf Beitrag und Ergebnis, die Arbeit im Moment zu geniessen. Die Freude im Tun! Vernachlässige nie den gegenwärtigen Augenblick! Glück liegt nicht nur im Ergebnis. Es hängt nicht nur davon ab, ob deine Wünsche in Erfüllung gehen. Sondern vor allem, ob wir mit dem Herz dabei sind, egal wie es ausgeht.
2. Ich wünschte ich hätte den Mut gehabt mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie andere es von mir erwarten
Als Beispiel dient eine alte Frau, die für ihre Kinder lebte und ihnen ihr Herz verschenkte. Sie hatte seit je her ihre Wünsche zurückgesteckt. Sie führte ein Leben, wie man es von ihr erwartete, obwohl ihr Mann sehr schwierig und tyrannisch war. Deshalb hatte sie immer davon geträumt unabhängig zu sein und zu reisen. Erst als ihr Mann ins Pflegheim kam, fühlte sie sich frei! Sie wurde jedoch kurz darauf unheilbar krank. Ihr Mann hatte jahrelang geraucht und sie passiv mit.
Der Kummer, nie etwas an ihrem Leben geändert zu haben, quälte sie sehr!
Diese Menschen bedauerten sich, dass sie bei der Gestaltung ihres Lebens, sich selbst nicht treu gewesen waren. Es ist so wichtig Mitgefühl mit sich selbst zu haben, nicht Selbstmitleid! Selbstachtung und Bemitleidung passen nicht gut zusammen. Mach dir nicht zu viele Gedanken, wie andere dich bewerten könnten. Menschen denken sowieso in ihrem Lebensmuster und schauen mit ihrer gefärbten Lebensbrille auf das Leben, egal wie grossartig oder schrecklich du etwas tust. Für dasselbe, wo dich jemand bewundert, kann ein anderer dich verachten. Oft ist die Angst vor dem Scheitern oder Nicht-gefallen grösser, als der Wunsch seine Träume umzusetzen. Aber genau das, im Traum hängen zu bleiben, nimmt erst den Lebensmut! Wenn wir nicht aktiv uns selber treu bleiben, werden wir ein Produkt/Kopie unserer Umgebung. Sei lieber dein Original!
In der modernen Gesellschaft wird leider zu wenig Gewicht auf Emotionen in Verbindung mit Körperlicher Gesundheit gelegt. Wir sind ganzheitlich. Aller Schmerz oder Bitterkeit manifestiert sich sonst in unserem Körper (Psychosomatik). Das gilt auch umgekehrt: Das blosse Lächeln, Mundwinkelhochziehen, bewirkt enorm viel in unserem Geist. Du kannst dich nicht schlecht fühlen, wenn du längere Zeit (künstlich) lächelst. Unser Immunsystem kann mittels Gedanken oder Herzensüberzeugungen beeinflusst werden. Der Umgang mit Gefühlen ist wichtig und muss gelernt sein. Gefühle sind Werkzeuge der Seele, nicht beständig und schlechte Ratgeber. Doch sie bereichern unsere Seelenwelt. Wir dürfen wir sie akzeptieren und zulassen. Wenn die Seele nicht spricht, tut es der Körper.
3. Ich wünschte ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen
Ein alter Mann hatte sehr viel gearbeitet, weil er seine Arbeit liebte. Er bereute jedoch, dass er so nur wenig Zeit mit seiner Familie verbracht hatte. Er hatte ihnen nie die Chance gegeben ihn besser kennenzulernen. Er hatte Angst davor sein Ich zu zeigen und darum alle auf Distanz gehalten. Das haben sie nicht verdient, bereut er. Er hätte sich jetzt so kurz vor dem Tod bis vor wenigen Jahren selbst auch nicht gekannt. Es ist wichtig für eine Beziehung ihr ganzes Potential zu entfalten. Der Mann hatte es versäumt ein enges Verhältnis zu seinen Kindern zu haben. Er hat nur vorgelebt wie man Geld verdient und bewertet. Jetzt im Sterbebett, leidet er darunter das ihn niemand wirklich kennt.
Er nie gelernt, wie man über tiefe Gefühle spricht.
Warum haben wir solche Angst ehrlich und aufrichtig zueinander zu sein? Vermutlich zur Schmerzvermeidung? Schützende Mauern schirmen auch ab und verdecken. Auf diese Weise kann uns niemand kennenlernen, so wie wir sind. Wir haben eine natürliche Sehnsucht erkannt und verstanden zu werden. In unserer Gesellschaft ist man schnell mal isoliert, tut man nicht aktiv etwas dagegen. Habe Mut! Lasse andere wissen was dir gefällt, was du brauchst und was nicht. Sei dein eigenes Original, denn das ist es was uns schlussendlich von anderen unterscheidet und ausmacht.
Es ist wichtig Gefühle im Jetzt auszudrücken, nicht erst im Nachhinein, dann wenn es womöglich zu spät ist. Sage den Menschen das du sie liebst und schätzt, auch wenn sie deine Entscheidungen nicht mögen oder du ihre nicht. Es ist egal wenn sie anders reagieren als du es erhoffst. Wichtig ist, dass du es ihnen gesagt hast. Wenn alles gesagt ist, kommt ein Frieden in dein Herz. Wir wissen nie, wenn es zu spät ist. In der Geschäftigkeit des Lebens geht vieles unter. Es braucht Mut sich zu äussern, keine Frage! Ehrlich und wertschätzend zu sein, sich zu öffnen, wird immer einfacher, wenn man einmal damit angefangen hat. Jeder hat seine individuelle Liebessprache und wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, nehmen wir unsere Mitmenschen als selbstverständlich war. Die Belohnung für den Mut, kommt in Form von Respekt, Selbstachtung, befriedigenderen Beziehungen oder einer Lebensweise wie du sie gar nicht erahnen kannst! Die hohe Kunst der liebenden Ehrlichkeit ist unendlich viel Wert. Mut und Aufrichtigkeit wird immer belohnt.
4. Ich wünschte ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten
Eine alte Frau hatte nur noch eine einzige Tochter, welche in Japan lebte, der sie aber nicht sehr nahe stand. Sie hat als Mutter losgelassen und immer gewusst, dass Kinder noch nie unser Besitz waren.
Doch nun hatte sie das Gefühl vor Einsamkeit sterben zu müssen.
Sie war richtig ausgehungert nach menschlichen Berührungen. Sie vermisste ihre Freunde. Manche waren schon gestorben, andere waren in der selben Lage wie sie und bei anderen hatte sie einfach den Kontakt verloren. Man denkt sie wären so selbstverständlich da, doch plötzlich steht man an einem Punkt im Leben wo man niemanden mehr kennt, das bereute sie zu tiefst.
Einsamkeit hinterlässt im Herzen eine Leere, die einen körperlich umbringen kann. Tut es nicht der Körper, so kann es einen in den Selbstmord treiben. Es ist ein unerträglicher Schmerz und je länger er dauert, umso grösser wird die Verzweiflung. Das was schmerzt ist der Mangel eines Gegenübers, ein Jemand, der einen akzeptiert und annimmt. Es sind diese schönen Momente in Gemeinschaft, wo man sich selber total vergisst. Um das geht es im Jetzt mit anderen. Einsamkeit ist nicht dasselbe wie Alleinsein. Man kann in einem Raum voller Menschen sein und sich trotzdem einsam fühlen. Je mehr Menschen, umso schlimmer manchmal das Einsamkeitsgefühl.
Es gibt Freunde im Leben um Interessen zu teilen; im besten Fall ein Hobby oder nur zum Party machen. Es sind vielleicht Begleiter für eine bestimmte Zeit. Richtig gute Freunde bleiben an deiner Seite, wenn es hart auf hart kommt. Es brauch jedoch beide, halt die richtige Art von Freunden für die richtige Gelegenheit. Manchmal sehnen wir uns auch gar nicht nach besonderen Menschen, sondern nach einer bestimmten Art von Freundschaft.
Wenn man als ältere Person in Rente geht und die Kinder ihre eigenen Kinder grossziehen, braucht man Freunde mehr denn je! Familie kommt meist an erster Stelle, aber man braucht auch Freunde im gleichen Alter und ähnlichem Denken.
Freundschaften brauchen Pflege. Gemeinsame Geschichten und Verständnis sind tröstlich am Ende des Lebens. Frauen bewerten Freundschaften emotionaler, sie sind sich darum schneller näher. Männer brauchen auch einander zum Austausch. Doch das tun sie lieber, wenn sie gemeinsam etwas zusammen machen, also eher bei einer Aktivität. Wie auch immer, halte dir genügend Zeit für deine Freunde frei!
5. Ich wünschte ich hätte mir mehr Freude gegönnt
Eine alte Frau, jung geheiratet, wurde leider in ihrer Ehe körperlich und seelisch misshandelt. Als sie eines Tages unter der Brutalität ihres Mannes beinahe gestorben wäre, entschloss sie sich zu Scheidung, was zu dieser Zeit trotz allem ein Skandal war. Um den Ruf ihrer Familie nicht zu schaden zog sie vom Land in die Grossstadt. Das Leben hatte ihr Herz und ihr Denken so sehr verhärtet, dass eine neuer Mann niemals in Frage kam. Stattdessen kletterte sie, mit ihrer Zielstrebigkeit und hoher Intelligenz, fleissig die Karriereleiter hoch. Dies bis zum angesehenen Managerposten in einer Branche, die dazumal praktisch nur von Männern geführt wurde. Sie liebte die Macht kontrollieren zu können, was auch ihr Personal zu spüren bekam. Erst als ihr der Respekt im Umgang mit Menschen nahegelegt wurde, fand sie zu ihrer Menschlichkeit zurück. Sie hatte Menschen immer wieder von sich gestossen, obwohl sie eigentlich netter sein wollte. Sie ertrug die Fröhlichkeit anderer nicht. Trotzdem wollte sie auch glücklich werden, was sie sich aber immer verwehrt hatte.
Glücklichsein ist eine Entscheidung.
Wir alle haben unsere Geschichte mit den Kränkungen und Verletzungen der Vergangenheit. Trotzdem haben wir zu jederzeit die Möglichkeit Gutes im Jetzt zu finden, sowie unsere Verletzungen aufzuarbeiten. Nun, um glücklich zu sein, muss man sich dafür auch bewusst anstrengen! Man beginnt sich selbst zu mögen, wenn man glücklich ist. Die Frau glaubte Glück nicht ver-dient zu haben. Als ob Glück nichts wert wäre, wenn es uns nichts kostet. Du darfst dir das Glücklichsein bewusst erlauben, du bist es Wert. Gnade ist unverdiente Gunst. Glück kann uns nur geraubt werden, wenn wir es zulassen. Woran hängt ihr Herz, so dass man das Glück ihnen nehmen oder geben könnte? Es gibt keinen Grund Schuldgefühle zu haben, wenn man glücklich ist. Wir entscheiden, ob die Meinung eines anderen ein Teil von uns wird oder nicht. Als die alte Frau das verstanden hatte, konnte sie ihre Schuldgefühle von der Scheidung und der Schande, die sie ihrer Familie geglaubt hatte zu zumuten, endlich loslassen. So wurde sie auf ihre letzten Tage fröhlicher und konnte letztendlich glücklich sterben.
6. Ich wünschte ich hätte Gottes Gnade schon viel früher erkannt
"Mein Lebensschrank und Gottes Vergebung | Jesus
Ich befand mich in einem Zimmer, in dem nichts war ausser einem Regal voller Kästen mit Karteikarten. Sie ähnelten den Karten, die man in Büchereien findet, auf denen Titel, Autor und Sachgebiet alphabetisch aufgelistet sind. Aber die Kästen hier, die vom Fussboden bis zur Decke reichten und zur rechten und linken Seite kein Ende nahmen, waren in ganz unterschiedliche Rubriken eingeteilt.
Als ich mich dem Regal näherte, erregte eine Box mit der Aufschrift: "Mädchen, in die ich verliebt war" meine Aufmerksamkeit. Ich öffnete den Kasten und begann ein bisschen herumzublättern. Schnell schlug ich ihn wieder zu. Erschrocken stellte ich fest, dass mir all die Namen bekannt vorkamen.
Ohne dass es mir jemand sagen musste, wusste ich genau, wo ich war. Dieser düstere Raum mit seinen Akten beinhaltete ein Katalogsystem über mein Leben. Hier war alles aufgeschrieben, Wichtiges und Unwichtiges, mit allen Details, an die ich mich gar nicht mehr erinnern konnte.
Verwunderung und Neugier überkamen mich gleichzeitig, als ich mit einem Schaudern anfing, planlos die Kästchen zu öffnen, um ihren Inhalt zu inspizieren. Einige brachten Freude und schöne Erinnerungen, bei anderen schämte ich mich so sehr, dass ich mich sogar vorsichtig umdrehte, um zu sehen, ob mich jemand beobachtete.
Der Kasten "Freunde" stand neben dem Kasten "Freunde, die ich enttäuscht habe". Die Aufschriften waren zum Teil ganz normal, zum Teil ziemlich absurd. "Bücher, die ich gelesen habe", "Lügen, die ich erzählt habe", "Ermutigungen für andere", "Witze, über die ich gelacht habe".
Einige waren in ihrer Exaktheit fast schon witzig: "Worte, die ich meinem Bruder an den Kopf schmiss". Über andere konnte ich gar nicht lachen: "Dinge, die ich aus Wut getan habe", "Beleidigungen, die ich im Stillen gegenüber meinen Eltern aussprach." Immer wieder war ich über die Inhalte überrascht. Häufig fand ich viel mehr Karten vor, als ich erwartete, manchmal weniger, als ich erhoffte.
Die unglaubliche Menge der Kästen überwältigte mich. Konnte es möglich sein, dass ich mit meinen zwanzig Jahren all diese Karten, bestimmt Tausende oder sogar Millionen, ausgefüllt hatte? Jede Karte bestätigte diese Annahme. Sie wiesen alle meine Handschrift und sogar meine Unterschrift auf.
Der Kasten "Lieder, die ich angehört habe" war viel grösser als alle anderen, fast drei Meter breit! Die Karten waren eng hintereinander eingeordnet. Ich schloss ihn beschämt, nicht so wegen der Qualität der Musik, sondern weil ich mir der immensen Zeitverschwendung bewusst wurde, die diese Rubrik deutlich machte.
Als ich die Aufschrift "Erotische Gedanken" entdeckte, lief mir ein Schauder über den Rücken. Ich zog den Kasten nur ein Stück heraus, denn ich wollte die Grösse gar nicht erst sehen, und nahm schnell eine Karte heraus. Innerlich zuckte ich zusammen bei den genauen Angaben darauf. Mir wurde schlecht, als ich daran dachte, dass auch solche Momente festgehalten waren.
Plötzlich wurde ich unglaublich zornig. Ich hatte nur einen einzigen Gedanken: "Niemand darf diese Karten jemals sehen! Niemand darf jemals dieses Zimmer entdecken! Ich muss es zerstören!" In wilder Verzweiflung zog ich ruckartig den Kasten raus. Die Grösse war völlig egal. Ich musste ihn leeren und die Karteikarten vernichten.
Ich drehte den Kasten um und schüttete die Karten heraus, um sie zu zertreten. Doch keine einzige ging kaputt! Ausser Atem nahm ich eine Karte in die Hand und bemerkte, dass sie stahlhart war - unzerstörbar. Geschlagen und völlig hilflos stellte ich den Kasten an seinen Platz zurück.
Und dann sah ich es. Die Aufschrift eines Kastens lautete: "Personen, denen ich von Gott erzählt habe." Der Griff dieses Kästchens war sauberer als die anderen drum herum, neuer, fast unbenutzt.
Ich zog, und ein Kasten nicht länger als ein paar Zentimeter kam zum Vorschein. Ich konnte die Karten darin an einer Hand abzählen. Mir kamen die Tränen. Wildes Schluchzen schüttelte mich. Ich fiel auf die Knie und weinte laut, weil ich mich so wahnsinnig schämte. Vor meinen Augen drehten sich die Regale mit ihren ganzen Aufzeichnungen. Niemand, wirklich niemand, darf jemals von diesem Raum erfahren. Ich muss ihn abschliessen und den Schlüssel verstecken.
Dann, als die Tränen versiegt waren, sah ich ihn. Oh nein, bitte nicht er. Nicht hier. Nein, alles, aber bitte nicht Jesus!
Hilflos nahm ich wahr, dass er die Kästen öffnete und die Karteikarten durchlas. Ich konnte nicht mit ansehen, wie er reagieren würde. Als ich mich überwand und ihm ins Gesicht schaute, bemerkte ich, dass es ihm noch viel mehr schmerzte als mich. Intuitiv schien er die peinlichsten Kästen herauszunehmen. Warum musste er jede einzelne Karte lesen?
Schliesslich drehte er sich um und sah zu mir herüber. Mitleid spiegelte sich in seinen Augen. Ich senkte meinen Kopf, hielt mir die Hände vors Gesicht und fing an zu heulen. Er kam zu mir und legte den Arm um mich. Er hätte so viel sagen können - aber er schwieg. Er weinte mit mir. Dann stand er auf und ging zurück zu dem Regal. Er begann an einer Seite des Zimmers, nahm jeden Kasten raus und fing an, meinen Namen durchzustreichen und ihn mit seinem eigenen zu überschreiben - auf jeder Karteikarte.
"Nein", schrie ich und rannte zu ihm herüber. Das einzige, was ich sagen konnte, war "Nein, nein", als ich ihm die Karte aus der Hand zog. Sein Name sollte nicht auf diesen Karten stehen. Aber da stand er schon, mit blutroter Farbe. Nur sein Name war zu lesen, Jesus, nicht mehr meiner. Er hatte mit seinem Blut unterschrieben.
Schweigend nahm er die Karte zurück. Er lächelte traurig, während er weiter die Karten unterzeichnete. Ich weiss nicht, wie er das so schnell gemacht hat, denn schon im nächsten Moment hörte ich den letzten Kasten zuklappen. Er legt seine Hand auf meine Schulter und sagte: "Es ist vollbracht."
Ich stand auf, und er führte mich aus dem Zimmer. Es gab kein Schloss an der Tür. Aber es gab viele weitere leere Karten, die darauf warteten, beschrieben zu werden."
ganzer Artikel zitiert, Datum: 10.04.2003 jesus.ch, Zugriff 12.11.2022
Wenn ich mal im Sterben liege, bin ich mir gewiss, dass ich trotz all dem was ich mal einst bereuen könnte und die Fehler die ich begangen habe, nichts sind, was Jesus, das Leben, mir nicht schon jetzt vergeben hätte. Wer bin ich dann, wenn ich mir nicht auch vergebe? Dort wo wir was verbrochen haben, wo andere oder wir selbst uns etwas vorwerfen - dort bereuen wir. Wie heilsam ist es, wenn dann jemand da ist, der dir in der Autorität des Lebens zuspricht: Dir ist vergeben! Dann wenn Du begreifst, dass die Schuld der Welt, deine Schuld in dem Moment nicht mehr gilt, weil da jemand ist, der die Gerechtigkeit des Lebens ist, der sagt: Ich habe das für dich geregelt. Ich vergebe Dir. Und wenn du im Tiefsten begreifst, dass es dir unmöglich gewesen wäre tatsächlich von dir aus "gut" zu sein. Das du Vergebung, Mitgefühl und Erbarmen brauchst. Gottes Gnade hat all dein Versagen und Versäumen bereits bezahlt hat. Und dann merkst du, dass alles, wirklich alles, völlig nebensächlich ist. Das einzige was tatsächlich zählt, ist wer DER ist, der dich liebt.
Nach dem "Sündenfall", der Trennung von Gott und dem Menschen, gab es für Reue nur das Sühneopfer. Etwas Kostbares musste sterben um wieder Gerechtigkeit vor Gott herzustellen. Als Jesus kam, ist er für all unsere Verfehlungen (Sünden) gestorben und hat damit alles bereinigt, was zwischen uns und Gott, dem ewigen Leben stehen könnte. Nun kannst auch Du ihm wieder direkt begegnen. Das ist das Evangelium.
Ich bin überzeugt, dass all menschliche Grundbedürfnisse letztlich nur von Gott befriedigt werden können. Er ist die Quelle. Wir sind in die Beziehung zu ihm berufen. Bei einem Leben ohne ihn sind die zwei höchsten Bedürfnisse die Menschen befriedigen können Macht und Lust. Doch das Perfide dabei ist, dass sie doch nie sättigend sind.
Das Gefühl der Dankbarkeit ist eine mächtige Kraft. Es ist einfach, immer mehr von allem zu wollen. Nimmersatt zu sein ist nur allzu menschlich. Aber schätzen zu können was man hat ist sehr wichtig. Wir dürfen uns die kostbaren Momente des Augenblicks bewusst sein. Dankbarkeit sättigt auf ganz eigenartige Weise.