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Gewaltfreie Kommunikation - Praktische Schritte

Teil 2 zum Thema Gehaltfreie Kommunikation

Wie man Beziehungen am Leben hält.

Quelle: David Servan-Schreiber, Die neue Medizin der Emotionen, Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohne Medikamente, goldmann-verlag, 2006, München, original 2003; Gewaltfreie Kommunikation, Projekt Giraffenkinder, S. 47, Anja Palitza, Olaf Martke, 2010-2015, www.gewaltfrei-führen.de; Was deine Wut dir sagen will. Überraschende Einsichten, Marschall B. Rosenberg, Hörbuch, 13.12.10, steinbach sprechende bücher


Um die GFK anwenden zu können, müssen wir unsere Bedürfnisse erkennen und benennen können. Wenn wir diese für andere klar formulieren, werden sie vermutlich auch mit grösserem Verständnis reagieren können. Wenn Menschen mit der Denkweise aufgewachsen sind, was andere falsch machen, ist es schwierig für sie zu spüren, was sie für ihre Bedürfnisse benötigen, geschweige haben einen entsprechenden Wortschatz dafür zu haben. Dabei verschiebt sich die Beurteilung der Aussenwelt hin zur einer Wahrnehmung unseres Selbst, damit wir erkennen was wir brauchen. Erkennt man nun sein Bedürfnis und findet Worte dies auszudrücken, können sich die Betroffenen nun nackt, ev. entlarvt und sehr verletzlich fühlen! Wir sind jetzt überhaupt nicht mehr wütend! Die Wut wurde in Gefühle umgewandelt, die unseren Bedürfnissen nun konstruktiv dienen. Dazu müssen wir zuerst bei uns beginnen, bei unserer Wut.


Unserer eigenen Urteilsshow Raum geben

Empathisch zu sein bedeutet nicht keine gewalttätige Seite zu besitzen. Empathisch sein ist jedoch die Entscheidung die wir treffen, diese Gewalt nicht auszuführen und uns stattdessen auf den anderen zu konzentrieren. Es stimmt, es bedarf dazu eine Demut in uns, eine wahre Grösse. Es braucht auch einige Momente dazu. Nimm dir die Zeit, die du dazu brauchst um deinen Automatismus zu durchbrechen. Dann Antworte so wie du es möchtest.

  • Etwas passiert und wir registrieren sofort die wütenden Urteilsgedanken in unserem Kopf, die Bilder, Anschuldigungen und Beschimpfungen und lassen sie zu, auch wenn ich äusserlich inne halte. Vielleicht erkenne ich sogar die parallele einer schlechten Kindheitserinnerung die mich da mittriggert. Theoretisch kann ich diese Show sogar geniessen, wenn ich will, es ist destruktiv, wenn ich mich dafür selbst verurteile.

  • Dann werde ich mir der Demütigung dahinter bewusst, die Furcht und Angst davor. Wenn wir zu diesem Schmerz gelangen, gibt es immer eine Entspannung.

  • Erst dann gehe ich zu den Bedürfnisse der anderen Person und sage:

    • Du bist wütend, weil...

    • Das hört sich so an, dass du einigen Schmerz empfindest, weil…


Verständnis von anderen über unsere Gefühle und Bedürfnisse erhalten

Damit wir unsere Wut vollständig ausdrücken möchten, wollen wir sicherstellen, dass die andere Person uns versteht. Manchmal möchte man das gar nicht unbedingt und es reicht mit einer Drittperson darüber zu sprechen. Doch will ich von dem anderen richtig gehört werden und Verständnis empfangen, ist der beste Weg unserem Gegenüber zuerst Verständnis zu geben, d. h. sich empathisch in ihn einzufühlen. Natürlich ist das nicht so einfach, gerade wenn wir verletzt sind und uns der Schmerz sich nur auf uns konzentrieren lässt. Darum ist das eine Übungssache. Jedoch wächst die Wahrscheinlichkeit das die andere Person mir zuhört, wenn ich erst mal ihr zuhöre, denn das was ich ihr sagen werde, wird vermutlich nicht so einfach für sie anzunehmen sein, aber ich schaffe ihr die bestmögliche Lage dafür. Immer mit dem primären Ziel: Verständnis von anderen über unsere Gefühle und Bedürfnisse zu erhalten.


Wir fragen (indirekt) respektvoll: Was fühlst du und was brauchst du? (wir versuchen sein Bedürfnis zu verstehen und es auszusprechen) Dann hören wir erst einmal geduldig zu. Vielleicht habe ich ähnliche Bedürfnisse (denn die sind universell) wie jene die er gerade ausspricht, auch wenn ich nicht dieselben Schlussfolgerungen und Lebensüberzeugungen daraus gezogen habe. Wir müssen hören wollen was sich in ihrem Herzen abspielt und nicht das in ihrem Kopf.


Wir müssen seinen Schmerz respektvoll hören wollen, damit er nachher sieht was sich in mir abspielt, wenn er sich so verhaltet oder so etwas sagt, denn ich möchte auch von ihm respektiert werden. Menschen können anderen nicht zuhören, wenn sie selbst einen Sturm der Gefühle in sich tragen. Der muss zuerst raus, damit sie selbst wieder offen werden für andere.


Und erst dann wenn der andere fertig ist, sage objektiv und bewertungsfrei was die Handlung/Gesprochene in dir ausgelöst hatte. Wenn du sichergehen willst das dein Schmerz verstanden wurde, lasse es denn anderen wiederholen. Und mache deutlich, dass es dir nicht um Anklage geht, oder Recht zu haben. Dir geht es darum, dass dein Schmerz verstanden wird. Es kann für ihn zu einfach sein. Menschen die urteilen sind sich nicht gewohnt über Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen, weil sie immer alles bewerten müssen und darum in Schuld und Unschuld, in Recht und Unrecht denken. Solange der andere Anschuldigungen hört oder sich sogar entschuldigt, solange hat er es noch nicht verstanden und es ermutigt ihn nicht sein Tun zu ändern, darum bleibe da hartnäckig. Es geht nicht darum dass er hört etwas Falsches gemacht zu haben, dass muss auch uns klar sein. Wir brauchen nicht die Zustimmung, jedoch die Gewissheit, dass der andere versteht, was für ein Schmerz in meinem Herzen ist, welches Bedürfnis da ist, wenn er so handelt/spricht. Er muss mir also nicht zustimmen, aber die Konsequenz begreifen, nur so kann er im besten Fall die aufrichtige Motivation finden sich zu ändern und zwar aus echter Überzeugung oder von Herzen, aus freiem Willen.


Zusammenfassung

Darum sind diese 6 Schritte so wichtig. Wir vollziehen sie innerlich ohne uns laut zu artikulieren und unterlassen es den anderen zu beschuldigen oder zu bestrafen. Wir müssen einfach schweigen und uns auf uns selbst konzentrieren: Dazu dürfen wir gerne um Gottes Stille oder Ruhe bitten!

  • 1. Wut zulassen, aber Mund halten (innerlich auf 10 zählen)

  • 2. Still werden und über uns nachdenken (was sage ich zu mir selbst? Eigene Urteilsshow)

    1. Auslöser erkennen, was hat der andere gemacht, was ist passiert?

    2. Eigene innere Bilder/Beurteilung erkennen, die tatsächliche Ursache der Wut sind

    3. Verurteilende Bilder in Bedürfnisse umwandeln, Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse hinter den Urteilen lenken

Ab hier formulieren wir:

  • 3. Wir fragen (indirekt): Was fühlst du und was brauchst du?

  • 4. Zuhören (wir versuchen sein Bedürfnis zu verstehen und es auszusprechen)

Ab hier bleiben immer bei uns (ICH-Form, keine DU-Sätze):

  • 5. Mitteilen in GFK-Sätze meine Wahrnehmung, Verletzung, Bedürfnis und Wunsch/Bitte

  • 6. Sicherstellen, dass er unseren Schmerz verstanden hat


3. Die Fragen nach ELSE (von Stuart und Lieberman)






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