Teil 1/2 zum Thema Selbstliebe
Hier schreibe ich sozusagen über die Entstehungsgedanken von Selbstcourage aus der Verzweiflung heraus, dass das Konzept der Selbstliebe bei mir nicht funktionierte
Dieser Text ist nochmals ausdrücklich unter Persönlicher Meinung gekennzeichnet, wie natürlich mein ganzer Blog. Weil ich aber doch viel von meinen eigenen Gedanken und meiner persönlichen Lebensgeschichte äussere, erwähne ich dies hier sicherheitshalber nochmals explizit.
Literatur: Nach dem Newsletter 91 (Mai 2011) vom Bibelbunde. V. Berlin, Biblisch Glauben, Denken, Leben; Beitrag von Wilfried Plock, https://bibelbund.de/wp-content/uploads/2014/06/bgdl91.pdf

In all den ambulanten und stationären Psychotherapien die ich aufgrund meiner jahrelangen Essstörung machen musste, wurde mir immer wieder Selbstliebe und Selbstannahme ans Herz gelegt, ja schon beinahe gepredigt. Man liest es auch so schön in vielen Ratgebern und zugegeben es sprach mich auch an. Besonders, weil zu sich selber «Ja» sagen so schön einfach klingt und Selbst und Liebe ja positive Wörter sind. Alles logisch und schön auf den ersten Blick. Doch das absolute JA zu sich, mit all dem Scheiss den man mit sich mitbringt? «Ja» zu meiner Selbstzerstörung? Ich litt unter meiner Sucht, ich litt unter meinem Verhalten und unter meiner Selbstwahrnehmung und trotzdem, sollte ich alles liebevoll Be-ja-en; wie zynisch. Natürlich ist ein positives Selbstbild gut, doch entmutigte Menschen können vieles, nur nicht «Ja» zu sich und ihre Situation sagen (wollen). Sie leiden, darum schreit es laut «Nein» in ihnen! Ich fühlte mich über jede Form von Selbstliebe im ersten Moment vielleicht beruhigt, doch in meinem Leid zu tiefst unverstanden und nie ernst genommen. Selbstliebe sei ein Schlüssel zur Zufriedenheit. Also für mich unerreichbar weit entfernt.
Ich litt 8 Jahre an der Ess-Brechsucht, ich hatte also mit und ohne Betreuung intensiv «Selbstliebe» praktiziert und es half kein bisschen. Zudem ist bei Sucht Lust und Verwöhnen, sich etwas gönnen, Selbsttröstung, ein grosser Aspekt des selbstzerstörerischen Kreislaufs und das was allgemein unter Selbstliebe verstanden wird, fördert leider diesen Teil erheblich. Du bist aber nicht krank, denkst du? Nein vielleicht nicht, aber wenn du dir Kuchen oder Alkohol, einen langen, faulen Filmabend, sündhaft teure Klamotten, Leasing, Sonstiges etc. zur «Belohnung» genehmigst, «weil man sich auch mal Selbst lieben muss», tust du dir nicht wirklich einen Gefallen. Verstehe mich nicht falsch, diese Dinge sind dir nicht verboten, aber es ist falsch, diese mit Selbstliebe zu rechtfertigen. Unsere allg. verstandene «Selbstliebe» ist eher Verwöhnen, Ersatzliebe und somit sehr heuchlerisch. Wir gönnen uns etwas, von dem wir eigentlich wissen, dass es uns unter dem Strich nicht guttut oder nichts bringt. Darum verbietet wir es uns ja auch eigentlich für gewöhnlich, aber am Freitagabend nach dieser harten Woche, haben wir es uns verdient. Wer wären wir, dass wir uns das auch noch verbieten würden. Unter dem Selbstliebeaspekt dürfen wir es uns ja trotzdem mal gönnen. Ganz ehrlich, erst als ich zu Gott Jesus Christus fand und endlich Entscheidendes für mein Leben verstand, habe ich angefangen «Selbstliebe» in Gottes Sinne zu praktizieren und wurde so wieder gesund! Ich nenne es aber nicht Selbstliebe, sondern Selbstcourage. Viele Krankheiten oder Störungen sind für mich vielmehr Symptome als Ursache. Oft stehen unsere Leiden stellvertretend für etwas viel Grösseres in unserem Leben.
Wenn ich sage, dass mir Gott geholfen hat, dann spreche nicht von dem Gott, den man sich mit ein bisschen Yoga und Esoterik zurechtbastelt und auch nicht vom «verstaubten», oder der Ungnädige Gott von der katholische Gotteslehre, ich verehre keine Engel, nicht mal Schutzengel, ich glaube auch nicht an die «heiligen Maria», sondern glaube alleine an Gott den Allmächtigen aus der Bibel, an den Heiligen Geist und an Jesus Christus von Nazareth, der am Kreuz starb und wieder auferstand. Es ist wichtig, dass ich das so genau sage. Ich glaube ans Alte und ans Neue Testament.
Für mich bedeutet «Selbstliebe» in Gottes Sinne, Selbstcourage, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, weil ich Verantwortung gegenüber demjenigen habe, der mich liebt. D. h. die Bedürfnisse meines Geistes, meiner Seele und meines Körpers ernst zu nehmen und zwar als Christ unter dem Aspekt, dass ich mir nicht selbst gehöre.
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, der in euch lebt und euch von Gott geschenkt wurde? Ihr gehört nicht euch selbst, denn Gott hat einen hohen Preis für euch bezahlt. Deshalb ehrt Gott mit eurem Leib! Bibel, 1. Kor. 6, 19-20
Ich möchte zu Ehren Gottes leben, weil dafür mein ganzes Sein im Letzten geschaffen wurde. Das glaube ich. Das gelingt mir natürlich nicht immer und oft vergesse ich das sogar. Aber es ändert nichts an der Lebens-Richtung, die ich eingeschlagen habe. Ich beziehe mich auf ihn. Der Mensch ist ein Beziehungswesen. Wir beziehen uns immer auf etwas oder jemand. Und das macht etwas mit uns, beeinflusst uns, ob wir wollen oder nicht. Sogar der Narzisst bezieht sich auf sich selbst.
Du musst verstehen, Selbst-Liebe, ist im Grunde eine Liebe, die sich auf sich selbst bezieht. Sie hat keinen anderen Bezugspunkt, auch keinen liebevoll korrigierenden, ausser das Selbst. Wenn ich mich nun selbst geschädigt habe, dies für mich aber keine weiteren Konsequenzen hatte, ausser, dass es mir nicht gut tut ging, konnte ich da nicht raus, denn mein Leben drehte sich als Atheistin nur um mich. Da war kein anderer, höherer Wert, höheres Du als ich, dass mich wirklich tief und nachhaltig hätte in Frage stellen können, was Liebe eben auch tut, wenn ich nicht liebevoll unterwegs bin. Selbsttranszendenz nennt das Raphael Bonelli, Neurowissenschaftler und Psychiater.
Da ich mich mit meinem Problem grundsätzlich arrangiert habe und unter dem Strich gut damit klar kam, ausser dass ich natürlich darunter litt und nicht aufhören konnte, hatte ich keine entscheidende Motivation, keine Kraft und keinen Willen aus dem Teufelskreis auszusteigen. Meine Sucht, war ja auch eine Not-/Lebenshilfe für ein Grundproblem, das die Welt nicht lösen konnte. Die Sucht hat die Lücke in meinem Leben, für die Gott vorgesehen war, ausgefüllt. Darum habe ich sie gebraucht.
Wenn du nun bisher ohne Gott unterwegs bist, stellt sich die Frage, was in deinem Leben Gottes Position einnimmt? Vielleicht bist du sogar mit Gott unterwegs und an irgend einer Stelle in deinem Leben kannst du ihm seine Position (noch) nicht geben, was von etwas anderem ausgefüllt wird. Mit seiner Position meine ich, dass ich mich nach dem richte, was er mir rät, nicht was ich für gut befinde, in Beziehungen, in der Sexualität, im Beruflichen, Finanziellen, Work-Life-Balance, etc. Mit Gott änderte sich, zumindest für mich, alles. Jesus machte mir klar, dass ich einen freien Willen habe den Gott hoch achtet! Jede Entscheidung die wir treffen, respektiert er, selbst wenn es bedeutet, dass wir uns damit schaden und nichts von ihm wissen wollen. Er traut uns jedoch zu die Verantwortung des freien Willens zu tragen, sonst hätte er uns einfach einen Instinkt, wie den Tieren gegeben! Aber dann wäre eine freiwillige Liebe, auch zu Gott, nicht möglich.
Diese Verantwortung des freien Willens, unsere Entscheidungs-Macht, ist eine Lebensaufgabe. Jesus war der erste, der mich nicht für meine Umstände bedauerte, sondern mir mein Leben zutraute! Er war der erste, der mich und meine Entscheidungen ernst nahm, ohne zu bewerten. Ich brauchte Gottes aufrichtiges "Ja" zu mir als seine Schöpfung, seine aufrichtige Liebe und seine aufrichtige Gerechtigkeit, die mein falsches Verhalten mit klaren Konsequenzen zuliess, ohne mich zu verwöhnen, zu beschönigen und ohne mir in meinem Fehlverhalten was zu gönnen. Dieses "Ja" konnte ich mir nicht selbst geben. Dieses Schöpfer-Ja beinhaltet Würde, die ich nicht hatte. Gott konnte mich aufrichten, weil er höher und grösser ist als ich. Er gab mir Werte, die mir Orientierung gaben. Jesus begegnete mir aufrichtig und so ehrlich, wie Menschen das vermutlich gar nicht können. Du brauchst Gott, weil du wahrhaftige Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit brauchst, meiner Meinung nach. Wir alle wollen Wahrheit, doch Ehrlichkeit macht allen Angst.
2. Der wichtigste Bezugspunkt
Ich könnte dieses Kapitel auch nennen, das wichtigste Gebot. Es gibt diesen berühmten Satz in der Bibel auf den sich Christen in Bezug zur Selbstliebe gerne berufen, weil an keiner anderen Stelle in der Bibel die Rede von Selbstliebe ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Er wird aber oft falsch ausgelegt. Die Bibel spricht viel vom Egoismus des Menschen, aber nie von fehlender Selbstliebe, das sagt schon einiges aus.
Die Frage nach dem höchsten Gebot
Da aber die Pharisäer hörten, wie er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach: Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: "Du sollst lieben Gott, deinen HERRN, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte." Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten. (Bibel, Matth. 22, 34-40)
Eine weitere Stelle zur Verdeutlichung:
Die Liebe als Erfüllung des Gesetzes
Seid niemand nichts schuldig, als dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Denn was da gesagt ist: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; dich soll nichts gelüsten", und so ein anderes Gebot mehr ist, das wird in diesen Worten zusammengefasst: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Denn Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. (Bibel, Röm. 13.8-10)
Im Bibeltext von Matthäus ist der Satz: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst", grammatikalisch kein Befehl, sondern ein Vergleich. Die Art von Liebe, die erwähnt wird, wird mit «agape» (die göttliche, uneigennützige, sich aufopfernde Liebe) bezeichnet. Diese Art von Liebe ist nie auf sich selbst bezogen. Im Prinzip heisst es: "Du sollst dich für deinen Nächsten aufopfern/uneigennützig hingeben, so wie du dich für dich selbst aufopferst." Zudem wird im Matthäustext von zwei Geboten gesprochen die sich gleich stehen. Erstens sollst du deinen Herrn Gott lieben und zweitens der Agape-Vergleich. Sonst würde es ja drei Gebote heissen, deinen Nächsten lieben und dich selbst, das tut es aber nicht. Es ist verwirrend, weil wir für Liebe nur eine Bedeutung kennen, die Bibel aber u. a. drei: agape, philia und eros. Aber wie du siehst geht es hier nicht um Selbstliebe.
Unsere allgemein verstandene Selbstliebe findet ihre Wurzeln in der Lehre des Humanismus und der Wissenschaft der Psychologie. Ich will gar nicht sagen, dass diese Lehren kompletter Mist sind, ich bin ein bekennender Fan von Wissenschaft, doch in beidem fehlt Gott im Zentrum. Und weil das nicht so ist wie von Gott gedacht, funktionieren sie auch nicht. Wir müssen unseren Hersteller fragen was gut für uns ist, nicht selbst irgendwelche Annahmen machen. In der Wissenschaft wird sehr vieles Beobachtet und aufgrund von dessen, Theorien, Hypothesen und Erklärungen abgegeben, was wirklich faszinierend ist. Aber schlussendlich sind es Beobachtungen, die von uns Menschen Interpretiert wurden. Daraus können Lehren entstehen, wie z. B. die Psychologie und der Humanismus. Wenn du einer Lehre glauben schenkst und als etwas Absolutes annimmst, entwickelt sich daraus dein Weltbild oder deine Lebensansicht. Es wird ein Pfeiler auf dem du stehst. Wenn dem Mensch Gott im Zentrum fehlt rückt sein Ego ins Zentrum und das ist nicht gut für uns, meiner Meinung nach. Aber auch wenn ein Mensch mit Gott unterwegs ist, muss er immer auf etwas bedacht sein: Wir sollten uns um Gott kreisen und nicht er um uns. Letzteres ist bei "toxischer Religiosität" der Fall, jedoch nicht bei echtem Glauben. Immer wenn der Mensch im Zentrum steht geht es nicht um Gott und das ist nicht gesund für uns. Wir werden dann ein bisschen grössenwahnsinnig, hochmütig, leiden unter einer Über-Bedeutung und glauben dann Dinge können und erreichen zu müssen, die uns nicht oder nur sehr schwer möglich sind.
Erich Fromm war der Begründer der Neo-Psychologie und ein Schüler Siegmund Freuds. Er verfasste 1956 das Werk «Die Kunst des Liebens (The Art of Loving) und verfasste die Theorie, dass Menschen zuerst sich selbst lieben müssten, um andere lieben zu können. Man muss dazu erwähnen, dass Fromm Gott als grausamen Diktator wahrnahm, weil er überzeugt war, dass Gott Kain dazu getrieben haben soll Abel zu erschlagen. Was überhaupt nicht stimmt. Dass dies seine Gottesbeziehung erschwerte, liegt auf der Hand. Dieses Bild des grausamen Gottes der Bibel haben viele Leute und ich nehme es ihnen nicht übel, weil man Gott kennenlernen muss um ihn zu verstehen, zu erkennen. Gott war nicht nur Mensch, er ist eben Gott und trägt höhere Verantwortung als wir. Manchmal fällt ein König schwere Entscheidungen, die sein Volk nicht verstehen kann, aber deswegen liebt der König das Volk nicht weniger und das Volk sollte dem König treu bleiben. Das heisst, du müsstest dich auf ihn einlassen, bevor du dir eine Meinung über ihn bildest. Du wärst erstaunt, wie oft es Gott war und ist, der den Dreck der Menschen wieder aufräumen muss. Zudem ist der Teufel der Vater der Lüge und er beherrscht es meisterhaft Gott in ein falsches Licht zu rücken, wenn bereits Zweifel bei uns vorhanden sind.
Nun so sprangen auch andere Psychologen wie Carl Rogers und Abraham Maslow auf diesen Zug auf und so verbreitete sich immer mehr diese falsche Gotteswahrnehmung und die Lehre der Selbstliebe in Kirche und Christliche Events hinein, wo das Thema Selbstliebe hochgejubelt wird. Es ist sehr ansprechend keine Frage, aber ich denke, es ist nicht ganz richtig.
Gott will schon, das wir gut über uns denken, sehr sogar! Wiedergeboren zu werden bedeutet u. a. auch der Wandel des negativen zum positiven Selbstbild des gottgeschaffenen und gottgewollten Menschen. Wir sind Gottes Schöpfung und deshalb an sich grossartig! Unser Körper und Immunsystem ist ein Meisterwerk, das kannst Du dir nicht ausdenken! Was wir nun aus unserem Dasein daraus machen, ist etwas anderes. Wir sind nicht grossartig wegen uns selbst. Es gäbe nichts was wir tun könnten um uns wertvoller zu machen, auch nicht in den Augen Gottes. Wir erhalten unseren Wert, weil wir Gottes Schöpfung sind. Gott ist wie der berühmte Mahler und wir sein Kunstwerk. Ohne den Künstler, wären wir bloss ein schönes Bild, doch der Künstler gibt uns den Wert. Das zu erkennen ist die Basis um die «Selbstliebe» in Gottes Sinn zu entwickeln, es ist ein Respekt gegenüber dem eigenen Sein, das uns so selbstverständlich erscheint. Die Lehrer der Selbstliebe irren sich, wenn sie nicht Gott, sondern den Menschen selbst ins Zentrum des Menschen setzten. Dafür wurden wir nicht erschaffen. Das Hauptproblem des Menschen ist nicht, dass er sich selbst zu wenig Beachtung schenken würde, dass er Gott zu kurz kommen lässt, schon eher. Ziemlich oft glaubt er ihn gar nicht zu brauchen. Wir als Christen müssen aufpassen, dass unser heutiges Evangelium nicht in der Selbstbestätigung und letztlich in einer psychotherapeutischen Selbstanbetung endet.
Die Sinnfrage hat viel mit unserem Glauben, von dem wo wir in dieser Welt überzeugt sind, auch von dem was Liebe ist, zu tun. Die klassischen Humanisten sind im Grunde Atheisten, auch wenn mir das damals als Atheist gar nicht bewusst war. Eigentlich bist du ja als heutiger Atheist Humanist, ausser du schusterst dir irgendwas anderes zusammen, doch glauben müssen wir Menschen an irgendetwas, selbst wenn wir an nichts glauben, glauben wir ans Nichts.
Die Lehre des Humanismus kann unterschiedlicher nicht sein, in dem was die Bibel über uns sagt.
Humanismus:
Mensch ist das reine Produkt der Evolution
er hat einen guten Kern in sich
die Umwelt formt ihn und macht ihn schlecht, wenn er schlecht geraten ist (Erziehung, Religion, Gesellschaft)
doch mittels Selbstverwirklichung/Selbstentwicklung ist es ihm möglich sein Gutes zu entfalten
Ich bin mir sich, dass es dazu viele Einwände gibt, aber ich gebe zu, dass ist eine Kurzfassung. Humanismus ist aber tatsächlich eine Lehre unabhängig von einem Schöpfer, ohne einen Wegweisenden Gott. Alles liegt in des Menschen Hand und doch ist sein Da-sein ohne konkreten Verantwortungsauftrag. Denn wenn er schlecht geraten ist, war die Umwelt schuld und wenn kein konkreter Anlass zur Selbstentwicklung da ist, passiert auch nichts, ausser der Evolutionszufall macht was es zufällig will. Weil jeder kann ja machen was er will, solange es die Gesellschaft zulässt. Doch auch dann passiert nichts, wenn der Mensch in der Gruppe, die Masse, nicht will. Er muss sich nicht ändern, wenn er nicht will, das respektiert sogar Gott. «Leben und leben lassen», so das Motto. Man kann auch sagen «es ist mir egal, was mit dir ist, solange du mich nicht störst». Das ist Scheinfrieden und überhaupt nicht liebevoll. Sein Da-sein wird jedem selbst überlassen. Ja man kann auch sagen, wer sowas sagt, kennt denn Menschen nicht. Dem Menschen ist es nicht möglich so zu leben, denn unsere einzelnen Interessen interagieren miteinander. Es ist unmöglich, dass es für jeden passt, wenn jeder machen und mitreden kann wie er will, mit seinen Vorstellungen über gut und schlecht. So entstehen Kriege. Wo endet Toleranz und wo beginnt das Desinteresse am anderen? Desinteresse ist keine tolerante Liebe. Wir Menschen werden krank in der Einsamkeit, brauchen die Gemeinschaft miteinander, ein Gegenüber, darum kann des Menschen Lösung nicht im einzelnen Individuum gefunden werden. Im Humanismus ist für den Menschen, meiner Meinung nach, kein konkreter Sinn, kein Auftrag vorhanden. Sein Ursprung ist evolutionsbedingt zufällig, seine Umwelt ebenso. Solche Menschen erkennen ihr Gut in «gut für mich» und Schlecht in «schlecht für mich» und nehmen dies als gegebene Tatsache hin. Es gibt keine andere Moralische Instanz ausser den Menschen.
Gerne wird auch vermischt, dass in jedem Guten etwas Böses steckt und in jedem Bösen etwas Gutes (Yin-Yang-Prinzip). Da das Ego, das Selbst des Menschen im Zentrum seines Seins steht, was logische Folge ist, wenn es nichts anderes relevantes gibt, kommt die Frage: Für was lebe ich den, wenn nicht für mich? Es ist logisch nachzuvollziehen, das seine Träume, Wünsche und Vorstellungen Sinnerfüllung und Selbstwert geben müssen. Selbstverwirklichung und Gefühle werden zum einzigen Kompass im Leben. Wehe das Schicksal greift dann dazwischen! Was wird dann aus dem Menschen, wenn er diese nicht mehr hat oder erreichen kann? Wo bleibt dann seine Würde, sein Sinn? Der Humanismus ist jedoch die Grundlage in der heutigen modernen, säkularen Gesellschafft, wo Gott immer mehr verschwindet und Wissenschaft und Ideologien an seine Stelle rücken. Ersatzreligionen, in meinen Augen, wie z. B. Veganismus oder Klimarettung, füllen die Zeit und Gedanken der Menschen. Ob der Humanismus zu deinem Seelenfrieden führt überlasse ich dir, ich würde dir jedoch davon abraten, weil er mir zwar eine illusorische Freiheit, jedoch definitiv keinen Lebenssinn gab.
Nun oft erst, wenn das bekannte "Schicksal" im Leben des Atheisten zuschlägt und der Mensch merkt, dass er nicht immer und überall Herr der Lage ist, kommt die Frage nach Gott und vor allem nach realer Gerechtigkeit. Da in der Selbstliebens-Gesellschaft die Frage nach echter Liebe unbeantwortet bleibt, da zu viel Toleranz und Desinteresse herrscht, wird diese auch gerne mit irgendeiner Halbgottheit beantwortet. «Gott ist Liebe, nur reine Liebe». Das ist auch so schön, denn das verlangt überhaupt nichts von uns, ausser uns von Gott lieben zu lassen und zwar nur dort, wo wir wollen. Daher führt dies meist nicht zu einer echten, fruchtenden Gottesbeziehung, geschweige Heilung. Die Frage nach einer übergeordneter Gerechtigkeit kommt eher wenig, denn der Mensch ist, selbst mit unter der Gottesliebe, sehr Selbstgerecht und moralisch. Doch wenn die Frage kommt, ist sie tiefer. Wir sind es uns überhaupt nicht gewohnt vor etwas Grösserem echte Demut zu zeigen! Das behaupte ich jetzt einfach, weil das meine allgemeine Beobachtung im heutigen Zeitgeist ist. Kommt unsere Seele dann doch auf den Gedanken, werden wir offener für Gott. Unser Leben braucht nicht nur Gottes Liebe, sondern auch seine Gerechtigkeit und Gott ist beides. Also auch nicht nur kalte, verurteilende Gerechtigkeit, muss man auch mal sagen. Es ist diese Mischung aus Liebe und Gerechtigkeit, Gnade und Barmherzigkeit, nach der unsere Herzen sich sehnen, die Orientierung, die sie brauchen. Denn was ist schon Liebe ohne Gerechtigkeit? Doch es fordert uns auch ganz schön heraus, denn Gott sieht uns als fähige, rechtschaffende Geschöpfe, die mit ihrem freien Willen Verantwortung übernehmen können. Wir müssen sogar, Freiheit verlangt Verantwortung. Ganz schön unbequem.
In Gerechtigkeit steckt das Wort Recht drin. In der Liebe Gottes steckt also sein Recht, das uns in der Bibel offenbart und erklärt wird. Aus der biblischen Sicht ist der Mensch für Gott tod in Sünde und Übertretung (Bibel, Eph. 2,1). Sünde bedeutet Zielverfehlung. Wir sind für Gott in der Sünde wie tod, weil wir Gottes Vorgaben im Ziel verfehlt oder übertreten haben. Und jeder wird so geboren. Adam und Eva haben sich und die ganze Menschheit gegen Gott versündigt, darum können wir nicht mehr direkt bei Gott sein. Diese Blutsünde gilt für alle, das ist Gottes Recht. Der Mensch musste im Paradies wählen können, ob er sich für oder gegen Gottes Gebot entscheidet, sonst wäre seine Liebe zu Gott gar nie freiwillig gewesen, wenn es keine andere Möglichkeit gab. Du kannst jetzt deine Argument hervor holen die gegen die biblische Erzählung sprechen, oder du versuchst dich Mal darauf einzulassen. Wenn es nicht stimmt, hast du ja nichts verloren und kannst dann allen erzählen, dass du recht hattest. Du siehst, wenn es Gott wirklich gibt, wird er dir immer die Möglichkeit offen lassen gegen oder für ihn zu sein, weil ihn deine Meinung interessiert und respektiert. Wenn wir nun zu Lebzeiten keine Beziehung zu ihm aufnehmen, uns nicht zu ihm bekennen und im Geist wiedergeboren werden, bleiben wir für Gott halt wie tot, so wie er für uns nicht existiert. Das bedeutet für uns als Konsequenz der Sünde, dass wir nach dem körperlichen Tod unser Dasein im Feuersee verbringen werden.
«Das ist ja furchtbar und grausam von Gott! Unmöglich das der mich lieben kann!» denkst du vielleicht empört. Ja es ist grausam und unverständlich für uns Menschen, das ist es auch für Gott, denn er liebt jeden Menschen, aber es ist eben auch gerecht! Wenn alles toll ist, selbst das Böse, weil alles nur mit Liebe beantwortet werden kann, dann gibt es keine Gerechtigkeit. Der Mensch hat sich gegen Gott versündigt und weil Gott so heilig ist, kann er keine Sünde bei sich zulassen. Deshalb muss dann auch ein von ihm geliebtes Kind von ihm gehen. Er verwöhnt nicht, er ist gerecht. Liebe heisst nicht inkonsequent zu sein. Der Teufel war ein sehr hoher, wunderschöner Lichtengel und hatte sich noch vor dem Menschen gegen Gott versündigt. Er wollte wie Gott sein und Gott musste auch ihn von sich schicken. Jetzt hat aber Gott für die Menschen eine Lösung gefunden, die er für den Teufel nicht wollte. Da Jesus (Gottes Sohn) als Mensch für unsere Sünden durch seinen Tod am Kreuz stellvertretend bezahlte, können wir nach dem Tod wieder zu Gott in Himmel und bereits zu Lebzeiten eine Beziehung zu ihm pflegen. Er will das Gute in dir, was vorher tod war und nun wieder lebendig ist wachsen lassen, dass wir damit anderen dienen können. Das Jesus uns Menschen erlöst hat, passt dem Teufel nicht, denn er ist und bleibt verloren. Darum hasst er uns Menschen, weil Gott uns so liebt. Dem Teufel geht es nie um uns. Man nennt Satan deshalb auch den Ankläger, weil er unentwegt bei Gott auf unsere Sünden hinweist. Haben wir nicht Jesus im Leben, der für alles bezahlt hat, muss Gott ihm Recht geben. Doch Gott hat für uns Menschen wieder Gerechtigkeit hergestellt, vorausgesetzt wir nehmen Jesus an, denn es heisst: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Bibel, Joh. 14, 6) Das ist ganz wichtig und macht den Christlichen Glauben auch so schwierig für die Toleranz-verherrlichende Gesellschaft. Jesus schliesst alles andere aus und beansprucht den alleinigen Weg zu Gott. Sehr herausfordernd! Doch es ist nun mal so.
Der Mensch ohne Gott ist unfähig Gott zu suchen und Gutes zu tun (Bibel, Röm. 3, 11-12). Deshalb zeigt sich Gott uns erst, wenn wir offen für ihn werden. Er respektiert unser Desinteresse und unsere Selbstsucht, selbst wenn er mit uns mitleidet. Der ungläubige Mensch ist ein Rebell und Feind Gottes (Bibel, Röm. 5,10). Weil der Humanismus so anders über den Menschen spricht, als die Bibel, sieht sich der Selbstliebende Mensch mit sich im Lebenszentrum logischerweise bedroht, wenn an seiner Stelle Gott stehen könnte und er sich nach ihm richten müsste. «Wie gross bist du um klein sein zu können?» , fragte mich mal Gott als junge Christin, weil ich sehr damit zu kämpfen hatte, nicht mehr in meinem Leben an erster Stelle zu stehen. Ich kann diese inneren Kämpfe oder Diskussionen mit Gott sehr gut nachvollziehen. Trotzdem will ich seinen Segen.
Der Mensch ist böse, verhasst und andere hassend (Bibel, Titus 3,3). Er ist durch und durch egoistisch: Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, schändlich, haltlos, zuchtlos, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Ausschweifungen mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide! (Bibel, 2.Timo. 3,2-5)
Zugegeben, es ist ein wenig krass formuliert. Ich habe mir auch gedacht, ich bin aber nicht nur so! Ich kann aber nicht sagen, dass ich das gar nicht wäre. Ich behaupte jeder von uns kennt Missgunst, Neid und Eifersucht und was noch alles aufgezählt ist. Der Mensch kann auch offensichtlich gut sein, das stimmt, doch Gott prüft unsere Herzen und kommt zu einem anderen Schluss. Du musst die Motive von dir und anderen Menschen hinterfragen, z. B. wozu tut er, was er tut? Meistens damit er es selbst gut hat, damit andere auch nett zu ihm sind und es für ihn einfacher ist. Er will gefallen und anerkannt sein - für sich selbst. Du denkst das ist doch normal und du hast recht, für uns ist es normal und doch nicht verwerflich! Aber erinnere dich an das Gebot von Gott. Er wünscht sich nicht Gutes aus dem Motiv heraus, dass du dir damit selber dienst, sondern Agape, dass du es aus aufopfernder, uneigennütziger Hingabe tust! Du sollst nett sein, auch wenn du dabei keinen Gewinn hast. Ich (Jesus) aber sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen (Bibel, Matt. 5,44) D. h. konkret du solltest nett zu deinen Feinden sein. Aufopfernd nett. Unmöglich! Ja ohne Gott im Leben, der einem dazu die Kraft gibt, schon.
Der Mensch, heute so wie er ist, ist im Kern nicht gut, da finden wir zu viel Ego. Da hilft es auch nicht tagelang in Selbstmeditation das Gute in dir selbst zu finden. Man muss den Kindern nicht beibringen, wie man sich schlecht verhält, dass tun sie von alleine. Man muss sie zum Guten hin erziehen, weil sie das nicht von sich aus tun in einer gefallenen Welt mit tausend Verlockungen. Der Mensch ist nicht gut, das ist wohl eher die wahrere Lehre. Aber sie wird oft mit finsterer Miene und vorwurfsvollem Blick gepredigt und das finde ich schade. Diese Tatsache will unsere Ego-Seele meist nicht hören, kommt sie noch vorwurfsvoll daher, gehen Ohren und Augen zu.
Du darfst wirklich verstehen, Gott geht es mit diesen Aussagen nicht darum dich anzuklagen! Im Gegenteil, er will uns bewusst machen wer wir nach dem Sündenfall sind und dass wir ihn brauchen um wieder so werden zu können, wie er sich das für uns gedacht hat! Gott ist Liebe und Gerechtigkeit, so sehr wie er liebt, so gerecht ist er auch und umgekehrt!
Der Mensch muss also wieder von Gott geliebt werden können, damit er andere so lieben kann, wie Gott das für uns vorgesehen hat. Somit kann der Mensch in liebevoller und gerechter Haltung, mit dem Wissen, das er sich selbst nicht gehört, sich um sich selbst und andere kümmern. Für mein Verständnis heisst das also konkret: Ich darf erkennen, das ich Gott brauche um lebendig leben zu können und so Verantwortung für mich übernehmen, weil ich, als Seele Gottes Tempel trage (mein Körper), ich zur Ehre Gottes und seiner Beziehung mit mir erschaffen wurde und Agape-Liebe anderen geben darf, so wie ich es mir selbst gebe.
Da sprach er zu allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's erhalten. Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel. Ich sage euch aber wahrlich: Einige von denen, die hier stehen, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie das Reich Gottes sehen. (Bibel, Lukas 9,23-27)
Sich selbst verleugnen hört sich furchtbar an. Es ist aber nicht gemeint dein Sein oder deine Persönlichkeit zu verleugnen. Vielmehr sollen wir unsere Wünsche, Interesse und Lebensvorstellungen in erster Linie Gottes Willen unterordnen. Für mich hiess das damals, dass ich mein Leben radikal ändern musste. «Lebensstiländerung» nennt sich das individualpsychologisch, «Gesinnungsänderung» biblisch. Ich wollte Gottes Werte in mein Leben übernehmen. Vorher hatte ich mir irgendwelche, bzw. keine Vorstellungen gemacht, was meine Werte sein sollen. Nun musste ich mich neu in allen Dingen fragen: Wie stellt sich Gott das in meinem Leben vor? Was sagt die Bibel über das und über jenes? Wie soll ich mit meiner On-Off-Beziehung umgehen? Wie kein Sex vor der Ehe, wie soll das gehen? Keine Hiphop-Musik mehr? mein Umgang mit Mitmenschen musste sich ändern, jegliche Körperschädigende Mittel sollen weg? Dafür kamen Sport, gesunde Ernährung, Gebete, ein sehr intimes Beziehungs-Tagebuch mit Gott hinzu, wo ich diesen Prozess verarbeitete, Gottesdienste, etc. Ich fing sogar an zu schwimmen, was ich liebe, aber es ist ein Sport, wo man ausser ein bisschen enganliegender Stoff, seinen Körper zeigen muss. Doch ich habe es geschafft, trotz schrecklichem Selbstbild mich zu überwinden und meinen Gottgegeben Körper anzunehmen und dankbar für ihn zu werden, seine Gesundheit und Stärke zu sehen und die Bulimie verschwand nach und nach, was für ein Wunder, eine Befreiung!
Das Ganze war wirklich krass für mich, ein holpriger Weg mit täglichen kämpfen und Umentscheidungen, denn unser Kern, mein Ego, ist rebellisch gegenüber Gott. Doch das ist die Bedingung und die Kennzeichnung der Nachfolge Jesu, «Umkehr». Doch glaube mir, es ist es wert. Mein Leben fühlt sich jetzt richtig an! Du gibst dein altes Leben wirklich auf. 100% Einsatz! Du muss von vielem loslassen, das ist nicht immer einfach. Du verlierst dich selbst im Kern trotzdem nicht. Das habe ich nie. Du schleppst dich immer mit. Du bleibst immer du, doch du änderst dein Fundament und damit dein grundlegendes Weltbild, deine Wahrnehmung auf die Dinge des Lebens. Du wirst seelisch ruhiger und stabiler werden, gelassener, wenn du Gottes Wahrheiten in deine Lebensbereiche übernehmen kannst. Weil Gott im Zentrum steht und nicht mehr dein selbstgerechtes ICH mit seinen falschen und wackeligen Wahrheiten und Überzeugungen. „errare humanum est“, „Irren ist menschlich“.
Darum Gott, «…nicht wie ich will, sondern wie du willst.» (Bibel, Matt. 26,39). Gerechtigkeit, Recht oder Regeln sind für unsere Selbst-Diktatur geprägte Seele extrem ungewohnt, wenn sie sozusagen in die Theokratie geführt wird. Doch es ist für unsere Seele sehr stabilisierend und schützend, wenn Gottes Recht in Liebe in uns waltet. Wenn wir lernen Gott mehr zu lieben als uns selbst und ihm erlauben sein Leben durch uns zu leben, dann werden wir reich beschenkt werden!
Dazu möchte ich dir etwas erzählen, das mir sehr viel Kraft gekostet hatte. Seit meinem Teenageralter, als sich meine Eltern trennten uns sich scheiden liessen, hatte ich mich in eine reiche Fantasiewelt zurückgezogen. Ich hatte mir eine Drachenfigur ausgedacht, die in meinen Vorstellungen wie ein Freund und steter Begleiter wurde. Als Teenager kann man das sehr gut. Das steigerte sich jedoch enorm, je schwieriger mein Leben wurde. Ich entwickelte eine Geschichte mit viele Details und Personen in meiner Fantasie, es grenzte stark an Verehrung und Anbetung. Ich idealisierte diese Figuren. Ich begann diese Geschichte aufzuschreiben und klammerte mich an die Vorstellung, dass ich wenigstens in meinem Leben vielleicht ein Buch veröffentlichen konnte, das die Menschen im Herzen begeisterte, wie es mich begeisterte. Die Geschichte verfolgte mich auch, sie liess mich nicht los und je mehr ich schrieb, desto erleichterter war ich. Doch ich wurde auch wie besessen. Diese Geschichte wurde unglaublich wertvoll für mich, weil ich so viel Liebe und Zeit hineinsteckte. Als ich Gott in mein Leben liess, war er auch so weise, dass er mir das Schreiben auch nicht sofort verbot. Aber er machte mir ziemlich klar, dass er an erster Stelle in meinem Leben stehen wollte und nichts neben oder über sich duldet. Ich schrieb trotzdem immer an dem Roman weiter und wuchs in der Zwischenzeit stark im Glauben. Ich hatte begonnen regelmässig Hörendes Gebet zu praktizieren, worin mir Gott immer öfters zu verstehen gab, dass ich mich von dieser Drachenfigur und der Geschichte verabschieden musste. Doch das war für mich ausgeschlossen! Mein Leben lief weiter und Gott vollbrachte immer mehr Wunder in meinem Leben. Ich traf meinen zukünftigen Ehemann und veränderte mein Lebensumfeld. Ich wusste jedoch immer das dieser Roman zwischen mir und Gott stand, denn die Geschichte gab mir Sinn und Gott konnte nicht diese Stelle in mir ausfüllen. Ich betete auch immer öfter dafür, dass er mir deutlich machen muss, wie ich damit umgehen soll. Ich ging auch in die Seelsorge, wo Gott mir stets das gleiche ans Herz legte, dieses Buch endlich loszulassen. Eines Tages rief mich meine Mutter an, weil ihr Seelsorger, den ich nicht kannte und er mich auch nicht, von Gott in der Nacht geweckt wurde, weil er ein dringendes Anliegen für mich hätte. Er war mit seiner Frau da, als ich ihn traf und beide hatten viel gebetet und wussten sich auch nicht so recht zu helfen, aber sie hatten das Bedürfnis mir im Endeffekt mitzuteilen, dass ich etwas in meinem Leben loslassen musste. Gott hätte für mich einen neuen Tisch gedeckt und ein neues Haus gebaut, ich müsse nur das Alte loslassen! Das war krass! Gott sprach zu mir durch Menschen, die ich und sie mich nicht kannten! Aber es verdeutlichte mir die Wichtigkeit seines Anliegens, dieses komplexe, bereits 400-Seitige Buch, diese so fesselnde Geschichte, diese Drachenfigur endgültig loszulassen!
Ich weiss noch, dass ich wie betäubt war, als ich am nächsten Tag nach Hause ging und wie in einem vor meinen Emotionen schützenden Gottesnebel, zuliess wie meine Hand die ellenlangen Dateien auf meinem PC löschte. Aus vorbei. In den Tagen danach, als mir bewusst wurde, dass alles weg war, weinte ich Rotz und Wasserfälle. Es war etwas gestorben in meinem Leben, in meinem Herzen, etwas an dem ich mich wirklich zutiefst geklammert hatte! Jetzt hatte ich nichts mehr vorzuweisen, keine Selbstverwirklichung, nichts was mir Anerkennung geben könnte, einfach gar nichts mehr. Jetzt war da nur noch ich, mein Leben und Gott. Ich sah keinen gedeckten Tisch und kein fertiges Haus. Ich war rastlos, getrieben, flehte Gott an mir endlich etwas zu geben, wo ich mich hineingeben kann. Ich hörte einmal im Gebet ganz leise einen Namen: Esra, oder Ezra. Als ich nachschaute was dieser Name bedeutete schenkte mir Gott neue Hoffnung: Esra war nach der biblischen Erzählung des Alten Testaments ein Priester und Nachkomme des ersten Hohepriesters Aaron. Sein Name bedeutet „JHWH hilft“ bzw. „Gott ist Hilfe“. Und Esra war ein Schriftgelehrter. Dadurch hatte mir Gott gesagt, dass er meine Freude am Schreiben zurückgeben möchte, was mich wirklich im Herzen berührte. Darum kann ich dir sagen, dass Gott deine Wünsche kennt und sie berücksichtigt. Er will nur von dir, dass du sie niemals über ihn stellst!
Danach kam jedoch nicht direkt eine neue Geschichte oder Buch und ich betete wieder zu Gott, weil ich ihn nicht verstand. Irgendwann kam der Gedanke einer Zweitausbildung in mir auf. Ich dachte an Ernährungsberatung aufgrund meiner Biomedizinischen Ausbildung und weil mir das Thema Gesundheit im Laufe meiner göttlichen Heilung sehr Spass machte. Doch im Gebet legte mir Gott mehrmals Seelsorge ans Herz, worüber ich anfänglich nicht sehr begeisterte. Doch für mich war klar, dass wenn ich erneut ein Projekt starten würde, unbedingt Gottes Segen und seine Begleitung dafür wollte. Sowas wie mit dem Roman wollte ich nie mehr erleben! So begann ich meine Ausbildung zu Individualpsychologischen Beraterin / Therapeutischen Seelsorgerin, was eine der besten Entscheidungen in meinem Leben war. Und wie du hier ja lesen kannst, darf ich in diesem Bereich schreiben und meine Gedanken teilen, so viel ich will! Gott ist grossartig!
Gott liebt den Menschen, er liebt dich wirklich und wenn du diese Liebe annehmen und Gott dich und du ihn wieder lieben kannst, wirst du auch fähig andere Menschen von Herzen, mit Agape, zu lieben. (Joh. 13,34 und Röm. 5,5)
6. Fazit
Ich möchte festhalten, dass es Selbstliebe in der Bibel so nicht gibt. Dieses aus heutiger psychologischer Sicht, das uneingeschränkte »Ja» zu sich selbst, inklusive aller Sünde und Schwäche, dieses «Ja» zum sündigen Menschen, ist wohl nicht im Sinne von Gottes Gerechtigkeit und hilft uns auch nicht. Nur durch Jesus Opfertod kann Gott wieder uneingeschränkt «Ja» zu uns sagen. Doch ich darf «Ja» sagen zu meinem gottgewollten Leben, zu meinem gottgewollten Körper, Aussehen, Geschlecht, Sexualität, Familie, Gaben, Talenten, Grenzen, meinem gottgegebenen Leid, das mich geformt hat und meinem Lebensalter. Deutlich «Nein» sollte ich zu meiner sündhaften, fehlerhaften, sich menschlich irrenden Natur sagen. Die Bibel sprich dabei oft von sündigem Fleisch und meint damit unser gefallenes Menschsein, das sich durch alles Böse zeigt, wie negative Gedanken, Worte und Unterlassungen.
Beten wir mit dem Apostel Paulus: «…und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.» (Bibel, Gal. 2,20) Amen.
Zum Abschluss möchte ich Dir noch ein paar Worte von C. S. Lewis mitgeben, ein wirklich grossartiger Schriftsteller, den Gott mit ganz viel Weisheit und Erkenntnis gesegnet hat. Er beschreibt Gott ganz eindrücklich als lebendiges Beziehung- und Liebesswesen. Gott ist Liebe – Ein entscheidender Unterschied, aus «Pardon ich bin Christ», von C.S. Lewis:
«Alle möglichen Leute gefallen sich in der ständigen Wiederholung der christlichen Aussage: «Gott ist Liebe.» Aber sie übersehen dabei, dass die Worte «Gott ist Liebe» keinen Sinn haben, wenn Gott nicht mindestens aus zwei Personen besteht.
Liebe ist ein Gefühl, das ein Mensch für einen anderen empfindet. Wäre Gott eine Person, dass wäre «Gott ist Liebe» vor der Erschaffung der Welt sinnlos gewesen. Natürlich verstehen jene Leute dieses Wort ganz anders. Sie meinen im Grunde: «Die Liebe ist Gott.» Sie meinen, unsere Liebesgefühle, gleich welcher Art, welchen Ursprungs und mit welchen Auswirkungen auch immer, müssten stets mit grossem Respekt behandelt werden. Vielleicht müssen sie das auch, aber was die Christen meinen, wenn sie sagen: «Gott ist Liebe», ist etwas völlig anderes. Sie glauben, dass die lebendige, dynamische Kraft der Liebe von Anbeginn in Gott war und alles andere erschaffen hat. Übrigens ist dies der wichtigste Unterschied zwischen dem Christentum und allen anderen Religionen. Der Gott des Christentums ist nichts Statisches, nicht einmal eine Person, sondern eine dynamisch pulsierende Kraft; ein Leben, fast so etwas wie ein Theaterstück oder, wenn man es nicht für Blasphemie hält, fast so etwas wie ein Tanz.»
Immer dann, wenn alle sich wieder mal streiten und der Meinung sind, mit absoluter Sicherheit den Durchblick über eine Situation zu haben, weiss ich, dass die Wahrheit mindesten 3-dimensional ist; meine Sicht, die der anderen und Gottes Sicht. Und wenn wir Menschen nicht gewillt sind etwas aus einer höheren Perspektive zu betrachten, befinden wir uns sogar im 2-Dimensionalen Bereich. Das ist tatsächlich sehr beschränkt.
Stell Dir vor, vier taub-blinde Leute stehen um einen Elefanten. Einer bekommt den Rüssel und ein anderer die Ohren, der Dritte ein Bein und der Vierte den Bauch. Sie würden alle etwas anderes über den Elefanten behaupten. Umso eindrücklicher wenn da ein Gott ist, der den Elefanten sogar sehen und hören kann. Er besitzt mehr «Sinne», als wir Menschen. Darum können wir auch nicht immer verstehen, wie Gott entscheidet und erklärt was ein weiser Umgang mit dem «Elefanten» wäre. Den einen spricht es an, aber die drei andere müssen aus Vertrauen einfach blind und taub gehorchen.
Ein gutes Bild zum Thema Perspektive, zeigt auch das Johari-Fenster. Die beiden amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham sind seine Urheber. Mit Hilfe des Johari-Fensters kann der so genannte „blinde Fleck“ im Selbstbild eines Menschen dargestellt werden. Zudem zeigt es auch schön, wie hilfreich Selbstreflexion für uns ist.

Unsere Sicht ist immer begrenzt. Wir können nur das sehen, was man uns gezeigt und erzählt wird, sowie wir erleben und erfahren können und umgekehrt, was wir andere wissen lassen. Das ist der Öffentliche Bereich oder meine «Öffentliche Person». Doch all das, ist nie die ganze absolute Wahrheit. Ich weiss von mir Dinge, die andere nicht wissen (mein Geheimnis) und andere wissen Dinge, die ich nur erfahren kann, wenn sie es mich wissen lassen. Da bin ich wie «blind».
Und dann gibt es noch die Dinge von denen ich nichts weiss und andere auch nichts wissen können, die aber trotzdem existieren. Das Unbekannte oder Unbewusste. Du kannst aber absolut sicher sein, dass Gott sie kennt.
Manch Unbekanntes und auch blinde Flecke kann man in der Beratung und Seelsorge durch Selbstreflexion ins Bewusstsein holen. Meistens verändert das die bisherige Sicht langfristig, weil da plötzlich zur bisherigen Sicht weitere Faktoren dazu kommen. Das ist spannend und lehrt einem die Demut, dass Meinungen, Vorurteile und Sichtweisen immer einseitig, subjektiv, veränderbar und darum auch manipulierbar sind im Positiven und Negativen. «Nur sehen was man sehen will», ein absolut zutreffendes Sprichwort. Wir können leider von anderen in unserer Sichtweise gelenkt werden, aber auch wir selbst können unsere Sicht selber lenken und gegensteuern. Meine Sicht der Dinge dient letztlich immer meinem Lebensstil.