Teil 1/3 zum Thema Verwöhnung und Erziehung
Verausgabung und Verwöhnung ist keine Christliche Pflicht und hat nichts mit Nächstenliebe zu tun.
Literatur: Ausschnitt aus dem ICL Grundlagenseminar Erfolgreich leben ohne auszubrennen, Johanna Siegrist, 3. Auflage 2016, (Schlumpf, Elisabeth und Werder, Heidi, Immer für andere da? München: Kösel Verlag, 2000
Ein kurzer Input zur Verwöhnung und Verausgabung
Bibel Matt. 22, 34-40; Die Frage nach dem höchsten Gebot
Als aber die Pharisäer hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. Und einer von ihnen, ein Lehrer des Gesetzes, versuchte ihn und fragte: Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Was heisst das? In einer anderen Übersetzung lesen wir: deinen Gott, lieben von ganzer Seele, mit dem ganzen Denken und von ganzer Kraft.
Mich als Gottes-Geliebten sehen und dies Liebe erwidere indem ich ihm jederzeit ganz vertraue, mit ihm rede, auch über ganz alltägliches
Über seine Liebe nachdenken und dafür dankbar sein
Sein Wort und Gebote halte, meine Berufung lebe
Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Kol. 3,17)
Weil wir oft diesen Teil Gott zu lieben und uns von ihm lieben zu lassen, leicht vergessen, gerät der zweite Teil über Nächstenliebe oft aus der Balance und wird oft falsch verstanden. Den Nächsten lieben, wie sich selbst. Und uns selbst sollen wir von Gott lieben lassen, sowie Gott zurück lieben. So gesehen ist Nächstenliebe, die verlängerte Gottesliebe zu uns. Haben wir keine Gottesliebe, die uns nährt, sind wir bei der Nächstenliebe ziemlich schnell in der Verausgabung. Wie sieht diese Verausgabung aus?
Für den anderen «ganz da» sein wollen, sich hinten ansetzen
Ihm immerzu anpassen und dienen wollen
Sich selbst nicht wichtig nehmen und für den anderen aufopfern
Diese falsche «Christliche Pflicht» durch Über-Verantwortung und Über-Sorge für den Nächsten (besonders bei Kinder) wird oft als Demut missverstanden. In Wahrheit ist das keine Liebe, sondern Verwöhnung. In Wirklichkeit wird der andere entmündigt (man weiss besser für ihn, was ihm gut tut) und der Versorger tritt an Gottes Platz (der Nächste wird mit Versorgung zugeschüttet, so dass kein Raum für Gottesbeziehung mehr da wäre). Das ist nicht die Würde, die Gott jedem einzelnen zu gesteht. Wer ganz für den anderen da sein will, ist nie bei sich oder bei Gott. Man kann sich so niemandem «verschenken», denn man kann nur schenken was man hat. Wer den anderen wichtiger nimmt als sich, ist nicht in der Gleichwertigkeit. Dem Nächsten werden so die Möglichkeit genommen zu wachsen und zu reifen, sich selbst mit Schwierigkeiten auseinander zu setzen, Lösungen zu finden, eigene Stärken und Grenzen erleben und Stress-Resilienz zu entwickeln.
Auch in Gemeinden wird dies fälschlicherweise so gelebt, dass wir unseres Bruder Hüter sein sollen und ihm seine Lasten tragen sollen. Am besten helfen wir dem Nächsten, wenn wir ihn ermutigen, ihm seine Stärken aufzeigen und ausrüsten seine Lasten selbst tragen zu können. So das sie selbst eine Gottesbeziehung pflegen können. Das wäre womöglich eher die Ehre, die Gott sich für uns wünscht.
Den Nächsten zu lieben bedeutet eher: Weil Gott mich so liebt und ich seine liebe zurückgeben will…
Respektiere und achte ich den anderen, wie ich mich selbst respektier und achte
Behandle ich andere so, wie ich selbst behandelt werden möchte und gehe freundlich mit ihm um
Traue ich dem anderen die Verantwortung für sein Leben zu, wie ich sie selber tragen muss
Nur wenn wir Gott lieben von ganzer Seele, mit dem ganzen Denken und von ganzer Kraft, können wir den Nächsten in Gleichwertigkeit lieben.
Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen. Kol. 3,23
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